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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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musste die Seegroßmacht Großbritannien in Alarmbereitschaft versetzen. Von da<br />

an galt Deutschland als unberechenbares Sicherheitsrisiko. Der unverhohlene,<br />

großmannssüchtige Expansionismus des wilhelminischen <strong>Re</strong>iches war der Grund<br />

für das politische Negativimage der Deutschen. Zu gleicher Zeit stand dem auf<br />

kultureller Ebene ein positives Deutschlandbild gegenüber. Die Leistungen der<br />

Deutschen in Musik, Dichtung und Philosophie hatten den Engländern seit<br />

Jahrhunderten <strong>Re</strong>spekt abgenötigt. An dieser Hochschätzung konnten weder<br />

Wilhelm II. noch später Hitler grundlegend etwas ändern. 185 Beides zusammen,<br />

das negative wie das positive Deutschlandbild, begründete die ambivalente<br />

Faszination, die die kontroverse Haltung zu den Deutschen charakterisierte.<br />

2.1. Der deutsche Nationalcharakter –<br />

die Lehren des Ersten Weltkriegs<br />

Die Katastrophe des „Great War“ löste in Großbritannien eine Flutwelle anti-<br />

deutscher Stimmung aus, die über die militärische Gegnerschaft hinaus zu einer<br />

Abrechnung mit dem deutschen Nationalcharakter wurde. 186 Dabei glaubte man<br />

sich mit dem <strong>Re</strong>st der Welt in Einklang. Im Mai 1918 äußerte das britische<br />

Außenministerium: „The longer the struggle lasts the deeper will become the<br />

hatred of everything German in the non-German world.“ 187 Mit ihrem preußischen<br />

Kriegsfuror, “the brutal covetousness of Prussian militarism” 188 , stellten sich die<br />

185<br />

Vgl. Clemens, Britische Kulturpolitik 1945-1949, S. 51 ff. Zu den deutsch-britischen<br />

Auseinandersetzungen mit den Entwicklungen des jeweils anderen Landes vgl. Frank Otto/Thilo<br />

Schulz, Einleitung: Michel meets John Bull – Aspekte deutsch-britischer Begegnungen im 19. und<br />

20. Jahrhundert, in: dies. (Hg.), Großbritannien und Deutschland. Gesellschaftliche, kulturelle und<br />

politische Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert; Festschrift für Bernd-Jürgen Wendt,<br />

Rheinfelden 1999 (= Historische Forschungen 44), S. 1-12.<br />

186<br />

Vgl. Keith Wilson, Great War Prologue, in: Nicholas Pronay/Keith Wilson (Hg.), The Political <strong>Re</strong>-<br />

Education of Germany and her Allies, London/Sidney 1985, S. 37 ff.<br />

187<br />

<strong>Re</strong>port on the work of the Department of Propaganda in Enemy Countries, zit. n. Wilson, Great<br />

War Prologue, S. 37.<br />

188<br />

So die Formel in einer offiziellen Note der Entente-Mächte vom 10.01.1917, zit. n. James Brown<br />

Scott, Official Statements of War Aims and Peace Proposals. December 1916 to November 1918,<br />

Washington 1921, S. 19. Diesem um die Jahrhundertwende sich <strong>durch</strong>setzenden pejorativen Begriff<br />

des “Prussianism” war allerdings eine lange Phase der Preußen-Sympathie auf englischer Seite<br />

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