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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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“The reproach is rightly made that the larger parts of the leading men of the<br />

<strong>Rundfunk</strong> is taken from the parties of the Left or is connected with them and that<br />

they express their political views openly in the emissions.” 715<br />

Von der Linken kam das Argument, der Sender verstoße gegen demokratische<br />

Grundsätze, entweder mit zuviel Meinungsfreiheit - oder mit zu strenger Zensur.<br />

Im Dezember 1947 warf der Vertreter der SPD im <strong>Rundfunk</strong>beirat Erich Klabunde<br />

den britischen Controllern Programmverhinderung vor:<br />

„Ihm sei ein Bericht zugegangen, wonach ein Manuskript über Entnazifzierung zur<br />

Sendung im NWDR nicht zugelassen worden sei. [...] Die Zulassung sei vom<br />

englischen Controller verweigert worden. Nach seiner Auffassung müsste sich die<br />

im <strong>Rundfunk</strong>statut enthaltene Zensurbefugnis des englischen Controllers auf die<br />

Beanstandung individueller Abweichungen von den demokratischen Grundsätzen<br />

beschränken, nicht aber Äusserungen ausschliessen, die sich mit der Auffassung<br />

aller deutschen Parteien decken.“ 716<br />

In der Wahlberichterstattung des NWDR fanden die Parteien immer wieder Anlass<br />

zu Protesten. Dass sich die <strong>Re</strong>daktion bei der aktuellen Berichterstattung auf<br />

Prognosen von Nachrichtenagenturen stützte und damit über vorläufige<br />

Entwicklungen informierte, wurde als tendenziöse Stellungnahme ausgelegt:<br />

„In der Zwischenzeit wird der NWDR sich davon überzeugt haben, dass das<br />

Ergebnis ganz anders ausgefallen ist als seine Prognose lautete, denn die CDU ist<br />

nach wie vor die stärkste Partei geblieben. Auf jeden Fall protestiere ich erneut<br />

gegen dieses Verlassen der parteipolitischen Neutralität.“ 717<br />

715<br />

Konrad Adenauer (Zonenausschuss) an Asbury (Zivilgouverneur Düsseldorf), 05.05.1947,<br />

PRO/FO 1013/319.<br />

716<br />

Bericht des <strong>Rundfunk</strong>beirates (NWDR), Dez. 1947, S. 27, StAHH/NDR 621-1/662. An gleicher<br />

Stelle ist vermerkt, es sei von der SPD „darauf aufmerksam gemacht worden, dass in den<br />

kabarettistischen Darbietungen des NWDR fast immer die Demokratie lächerlich gemacht werde.<br />

Der Beirat erwarte, dass diese Kritik bei der Programmgestaltung des NWDR in Zukunft beachtet<br />

werde.“, ebd., S. 28.<br />

717<br />

Carl Schroeter (Landesvorsitzender CDU, Kiel) an Eberhard Schütz (Programmdirektor NWDR),<br />

12.12.1947, StAHH/NDR 621-1/562. Der NWDR hatte in der ersten Sendung über die<br />

Gemeindewahlen in Baden-Württemberg die Demokratische Volkspartei als mutmaßlichen<br />

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