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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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1.2. Der <strong>Re</strong>ichssender Hamburg: <strong>Rundfunk</strong> als Propagandainstrument<br />

Die „nationale Erhebung“, zu der die Nationalsozialisten die Berufung Hitlers zum<br />

<strong>Re</strong>ichskanzler stilisierten, sollte den Weimarer „Systemrundfunk“ abschütteln. So<br />

kam es, dass am 30.01.1933 der spätere <strong>Re</strong>ichssendeleiter Eugen Hadamovsky ins<br />

Berliner Funkhaus eindrang und eine <strong>Re</strong>portage vom Triumphzug des neuen<br />

<strong>Re</strong>ichskanzlers erzwang. Von der NS-Propaganda wurde dies zur<br />

„<strong>Rundfunk</strong>revolution“ verklärt: „Jetzt, noch in dieser Stunde der Machtergreifung,<br />

mußte dieser <strong>Rundfunk</strong> nationalsozialistisch werden und das Fanal der <strong>Re</strong>volution<br />

für das ganze deutsche Volk sein.“ 47<br />

Das Potenzial des <strong>Rundfunk</strong>s für politische Zwecke hatte das neue <strong>Re</strong>gime in der<br />

Person von Joseph Goebbels längst erkannt. Er benutzte ihn seit der späten<br />

Weimarer <strong>Re</strong>publik als Propagandainstrument. 48 Zu gleicher Zeit ließ er an einer<br />

künftigen <strong>Rundfunk</strong>reform arbeiten, da die NSDAP nicht daran dachte, mit dem<br />

alten System weiterzuarbeiten: „Deshalb ist die vollständige Zertrümmerung des<br />

heutigen <strong>Rundfunk</strong>systems als eines Teils des Novembersystems die erste<br />

Voraussetzung zu einer über das Formale herausgehenden Neugestaltung.“ 49 Doch<br />

die Gleichschaltung aller <strong>Rundfunk</strong>sender zum Propagandawerkzeug ließ sich nur<br />

<strong>durch</strong> längere Umbaumaßnahmen bewerkstelligen.<br />

47 Eugen Hadamovsky, Dein <strong>Rundfunk</strong>. Das <strong>Rundfunk</strong>buch für alle Volksgenossen, München 1934,<br />

S. 9. Zu Hadamovskys tenedenziöser Darstellung dieses Vorgangs äußern sich Pohle, <strong>Rundfunk</strong> als<br />

Instrument der Politik, S. 154 ff., Deiters, Fenster zur Welt, S. 90 f.; Zur „Legende von der<br />

nationalsozialistischen Machtergreifung des <strong>Rundfunk</strong>s“ vgl. Lilian-Dorette Rimmele, Der <strong>Rundfunk</strong><br />

in Norddeutschland 1933-1945. Ein Beitrag zur nationalsozialistischen Organisations-, Personal- und<br />

Kulturpolitik, Phil. Diss. Hamburg 1977 (= Geistes- und sozialwissenschaftliche Dissertationen 41),<br />

S. 48 ff. Allgemein zum <strong>Re</strong>ichssender Hamburg auch Hermann Korte, Landschaft und Sender. Eine<br />

Untersuchung der Beziehung zwischen <strong>Rundfunk</strong>sender und seiner Landschaft unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Verhältnisse beim <strong>Re</strong>ichssender Hamburg, Phil. Diss. Hamburg 1940.<br />

48 Goebbels datierte seine erste <strong>Rundfunk</strong>rede auf den 18.07.1932, vgl. Joseph Goebbels,<br />

Tagebücher 1924-1945, Bd. 2: 1930-1934, 2. Aufl., München 1992, S. 673; eine<br />

Dokumentensammlung findet sich bei Joseph Wulf (Hg.), Presse und Funk im Dritten <strong>Re</strong>ich. Eine<br />

Dokumentation, Gütersloh 1964. Zur Instrumentalisierung des Mediums im Sinne der<br />

„Volksgemeinschaft“ vgl. Inge Marßoleck, „Aus dem Volke für das Volk.“ Die Inszenierung der<br />

„Volksgemeinschaft“ im und <strong>durch</strong> das Radio, in: dies./Adelheid von Saldern (Hg.), Radiozeiten.<br />

Herrschaft, Alltag, Gesellschaft (1924-1960), Potsdam 1999 (= Veröffentlichungen des Deutschen<br />

<strong>Rundfunk</strong>archivs, Bd. 25), S. 121-135.<br />

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