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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Die wachsende Verstimmung der deutschen Bevölkerung über die<br />

Besatzungsmacht erzwang zudem eine Öffnung der Berichterstattung über die<br />

Besatzungspolitik. Informationen darüber waren bis dahin restriktiv und selektiv<br />

gehandhabt worden. Adäquate Vermittlung der britischen Ziele in ihrer Zone<br />

erforderte aber eine Lockerung der Selbstzensur:<br />

“German correspondents of the News Service, the broadcasting organisation, and<br />

the German newspapers published in the British Zone, should also be granted<br />

interviews, in order that they may obtain adequate and suitable information to<br />

enable the to carry out their task. No press censorship is in operation, and any<br />

attempt to compel correspondents to submit their script for approval will meet<br />

with strong opposition and resentment.” 676<br />

Auf Seiten der britischen Kontrolloffiziere, die die deutschen Beiträge zu zensieren<br />

hatten, entwickelte sich das Rollenverständnis dahingehend, neue Formen und<br />

abweichende Ansichten prinzipiell zuzulassen und Rückfälle in den<br />

Propagandajargon der Vergangenheit zu ahnden. 677 In der Praxis reduzierte sich<br />

„pre-censorship“ auf gelegentliche Fälle von Beratungen der <strong>Re</strong>daktion mit den<br />

Kontrolloffizieren hinsichtlich sensibler Themen. 678 Als Hugh Greene im Herbst<br />

1946 als Generaldirektor des NWDR antrat, sah er keinen Anlass, die<br />

Zensurbestimmungen zu ändern. Seine Aufgabe begriff er weniger darin, zu<br />

zensieren als zu kontrollieren. Zensur in der Ära Greene bedeutete in aller <strong>Re</strong>gel<br />

676 Major-General W.H.A. Bishop (Chief PR/ISC Group) an Deputy Military Governor (Adv. HQ CCG<br />

(BE), Berlin), The Communication of Information to the Press, 27.04.1946, PRO/FO 1056/27.<br />

677 „Wirkliche Zensur wurde doch eigentlich nicht ausgeübt. Es gab Diskussionen gelegentlich, die<br />

Emphasis etwas zu verschieben“, Walter Everitt in: Wiedersehen am Rothenbaum, N3-Sendung<br />

vom 09.04.1996, NDR-Fernseharchiv 1068020. Dazu Peter von Zahn: „Es war vollkommen dem<br />

Captain Everitt überlassen, wie er unsere Kommentare zu beurteilen hatte. Er konnte sie<br />

<strong>durch</strong>gehen lassen oder verändern. Die Macht war wohl in seiner Hand, aber er übte sie nicht aus.<br />

Es sei denn, dass er hier und da mal eine Formulierung veränderte, die sehr nach Nazideutsch<br />

klang“, ebd.<br />

678 Etwa bei der Frage, ob kritische Berichterstattung über Währungs- und Finanzprobleme die<br />

Einführung der D-Mark gefährden könnte: Director General ISC Branch (Unleserlich), an alle<br />

Information Control Units, 29.04.1946, PRO/FO 1056/27. Als Peter von Zahn im Sommer 1946 eine<br />

<strong>Re</strong>portage über ein Versorgungsthema produzieren wollte, ließ er das Manuskript vom <strong>Re</strong>gional<br />

Food Office gegenchecken: Peter von Zahn (NWDR) an Major Kirk (<strong>Re</strong>gional Food Office,<br />

Hamburg), 28.7.46, StAHH/NDR 621-1/1516.<br />

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