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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Das Absacken der Stimmungskurve blieb den Besatzern nicht verborgen. Im Juni<br />

1945 meldete der Chef der Militärregierung in Niedersachsen nach London: „It is<br />

said that the ban has hurt the Germans more than anything, because in their view<br />

they are a nation without honour, and without honour they cannot survive.“ 360<br />

Parallel dazu nahmen sich nun Journalisten des Themas an. Die Administration in<br />

Deutschland geriere sich zu kleinkariert und aufpasserisch. Das Verschanzen hinter<br />

den Mauern der Bürokratie würde nicht nur die Effizienz schmälern, sondern auch<br />

den Deutschen die Bereitschaft zur Zusammenarbeit nehmen:<br />

„The Germans exaggerate when they say that a job which under the Control<br />

Commission takes 15 months could be done by them in three, but the masses of<br />

paper on every desk in every British office one visits leaves one with the<br />

impression of harrassed officials unable to reach realities through a wall of files.“ 361<br />

Die vielbeachteten Artikel des Deutschlandreisenden Victor Gollancz sparten nicht<br />

mit Polemik gegenüber den britischen Behörden. Er warf ihnen regelrecht Nazi-<br />

Methoden vor:<br />

„I wonder still, whether the best way to ‚re-educate’ people cursed by a<br />

Herrenvolk tradition is to behave like Herrenvolk – if in the main very kind and<br />

decent Herrenvolk – yourselves. […] We are trying to impose a formalistic<br />

democracy by totalitarian methods.” 362<br />

Es war weniger die Sorge um das deutsche Selbstwertgefühl als das Bewusstsein,<br />

dass weder “indirect rule” noch “re-<strong>education</strong>” ohne eine kooperationswillige<br />

Bevölkerung funktionieren würden, das die Briten am 14.07.1945 zu einer<br />

Aufhebung des Fraternisierungsverbot veranlasste. In einer „persönlichen<br />

Botschaft“ teilte Montgomery den Deutschen mit:<br />

360 Wochenbericht der Provinzialmilitärregierung Hannover, PRO/WO 171/7955; über die kontroversen<br />

Diskussionen in London vgl. Schneider, Nach dem Sieg, S. 57 f.<br />

361 The Times, 15.10.1946.<br />

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