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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Einschneidende Veränderung im Programm gab es mit Kriegsbeginn 1939. Die<br />

Sender des <strong>Re</strong>iches wurden öfter zusammengeschaltet, aus Sparmaßnahmen und<br />

zur zentralen Kriegsberichterstattung. Die propagandistischen Anteile wurden<br />

massiv aufgestockt. Spätestens ab 1941 – der Ost-Feldzug hatte gerade begonnen<br />

– bekam das Unterhaltungsprogramm einen gezielt ablenkenden Charakter, um<br />

die Heimatfront bei Laune zu halten. Heikle Themen durften nicht mehr<br />

auftauchen: kein U-Boot-Lied wegen der Verluste der U-Boote, keine Jäger-Lieder,<br />

denn die Bevölkerung hatte kein Verständnis mehr für den Jagdsport in<br />

Kriegszeiten. 63<br />

Der <strong>Re</strong>ichssender Hamburg stellte am 03.05.1945 seinen Betrieb ein. Wenige<br />

Tage vorher hatte er noch den Tod des Führers verbreitet. 64 Von der Außenstelle<br />

Flensburg wurden unter Hitlers Nachfolger Dönitz die letzten Wehrmachtsberichte<br />

bis zum 09.05.1945 gesendet. Der <strong>Rundfunk</strong> hatte das nationalsozialistische<br />

<strong>Re</strong>gime vom Tag der Machtergreifung bis zur Kapitulationsmeldung aus der<br />

Trümmerwüste des Deutschen <strong>Re</strong>iches begleitete. Seine Funktion für die<br />

Breitenpropaganda sowie die technische Entwicklung machten aus ihm ein<br />

populäres Massenmedium. 65 Die Frage, ob politische Erziehung Thema des<br />

<strong>Rundfunk</strong>s sein könnte, beantworteten die NS-<strong>Rundfunk</strong>strategen eindeutig:<br />

„Wenn man immer mit kläglichen ästhetischen Bedenken Kulturarbeit des<br />

<strong>Rundfunk</strong>s und politische Arbeit als wesensverschieden hinzustellen bemüht ist, so<br />

62 Rundschreiben an die Landesstellen des RMVP, zit. n. Burandt, Propaganda und Gleichschaltung,<br />

S. 57.<br />

63 Vgl. Walter Klingler, Nationalsozialistische <strong>Rundfunk</strong>politik 1942-1945. Organisation, Programm<br />

und die Hörer, Phil. Diss. Mannheim 1981, S. 140.<br />

64 Meldung über Adolf Hitlers Tod und Ansprache von Groß-Admiral Karl Dönitz, 30.04.1945, NDR-<br />

Wortarchiv WR18825.<br />

65 Die Einführung des Volksempfängers führte zu einem erheblichen Anstieg der Hörerzahlen,<br />

sodass im August 1934 für den Bereich Hamburg eine Hörerdichte von 45,9% festzustellen war,<br />

vgl. Burandt, Propaganda und Gleichschaltung, S. 71; zum Volksempfänger vgl. Siegfried<br />

Hermann/Wolf Kahle/Joachim Kniestedt, Der deutsche <strong>Rundfunk</strong>. Faszination einer technischen<br />

Entwicklung, Heidelberg 1994, S. 67; zur Ausbreitung des <strong>Rundfunk</strong>s im Deutschen <strong>Re</strong>ich in den<br />

30er und 40er Jahren vgl. Schildt, Moderne Zeiten, S. 210 f.<br />

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