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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Die Vorstellung, dass <strong>Re</strong>-<strong>education</strong> nur in einer Hilfestellung zur Selbsthilfe<br />

bestehen sollte, begann sich schon 1943 in Großbritannien <strong>durch</strong>zusetzen. Der<br />

wichtigste Impuls kam aus dem Foreign Office. Die Hinwendung zur<br />

psychologischen Kriegsführung hatte bei den Beamten die Überzeugung genährt,<br />

dass Strafe und Zwangsbelehrung ein Volk nicht zum rechten Glauben zu bringen<br />

vermochten. Im August 1943 erschien ein Kabinettspapier des Foreign Office in<br />

Zusammenarbeit mit Oxforder Wissenschaftlern unter dem Titel „The Future of<br />

Germany“. Zur <strong>Re</strong>-<strong>education</strong> heißt es dort:<br />

„The days of St. Boniface are passed and any hortatory efforts from without to<br />

‚convert’ the Germans will merely harden their unrepentant hearts. Germans alone<br />

can re-educate their fellow countrymen, and Germans will make the attempt only<br />

if they themselves are convinced that the future of their country lies in co-<br />

operation with their neighbours.” 265<br />

Überzeugung als Vehikel zur Umerziehung - damit war die Handlungsmaxime<br />

vorgegeben, und sie taucht von da an in den Dokumenten immer wieder auf. So<br />

erhielt im Januar 1944 das War Cabinet vom Post-Hostilities Planning Committee,<br />

einem Gremium des Foreign Office, ein Geheimpapier mit dem Titel „The <strong>Re</strong>-<br />

<strong>education</strong> of Germany“. Darin wird das Credo der <strong>Re</strong>-<strong>education</strong>-Politiker zitiert:<br />

„Germans alone can re-educate their fellow countrymen.“ 266<br />

Diesem Gedanken spielte neben den Argumenten der Kooperationsbereitschaft der<br />

Deutschen und der Vereinbarkeit mit der demokratischen Selbstbestimmungsidee<br />

noch ein ökonomischer Aspekt in die Hände. Je mehr man den Deutschen<br />

zumutete, desto weniger aufgebläht der britische Verwaltungsapparat, desto<br />

weniger Personal zu Überwachungszwecken. Es war das Konzept der „indirect<br />

rule“, der in langen Kolonialjahrzehnten erprobten Verwaltungspraxis, die den<br />

Außenpolitik eine große Rolle gespielt hatte, vgl. Kettenacker, The Planning of „<strong>Re</strong>-Education“, S.<br />

63.<br />

265 Cabinet Paper “The Future of Germany”, 08.08.1943, PRO/FO 371/34459.<br />

266 Con O’Neill (Secretary of the Subcommittee of the Post Hostilities Planning Committee),<br />

Memorandum „The <strong>Re</strong>-<strong>education</strong> of Germany“, 27.01.1944, PRO/FO 371/39093.<br />

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