09.01.2013 Aufrufe

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Den Vorwurf der politischen Irreführung der Hörer nahmen Parteivertreter zur<br />

Grundlage für Versuche, die Programmfreiheit des NWDR infrage zu stellen und<br />

politische Berichte zu manipulieren. Dabei gingen sie bizarre Wege: Anlässlich der<br />

Berichterstattung über den Volkskongress Anfang 1948 forderte ein SPD-Vertreter<br />

den NWDR-Programmdirektor auf, den proportionalen Anteil des Themas<br />

Volkskongress am gesamten Nachrichtenvolumen zu errechnen. 718<br />

Den Anspruch auf <strong>Re</strong>präsentation im <strong>Rundfunk</strong>programm und in den Gremien<br />

teilten die Parteien mit den Lobbyisten zahlreicher Interessengruppen, die sich in<br />

der Phase der Besatzung für das künftige Gesellschaftsleben des Landes<br />

positionieren wollten. 719 Während es den Verantwortlichen des NWDR in<br />

Übereinstimmung mit ihren britischen Kontrolleuren verhältnismäßig leicht fiel, die<br />

Verbände, Kirchen und sonstigen gesellschaftlichen Gruppierungen auf Distanz zu<br />

halten, 720 war der Abwehrkampf gegen die Parteien ungleich schwerer. Deren<br />

Argument nach Mitsprache war im Sinne der demokratischen Erziehung nicht völlig<br />

von der Hand zu weisen, auch wenn die Einräumung von Sendezeit einen Domino-<br />

Effekt nach sich ziehen konnte:<br />

Gewinner dargestellt. Ähnliche Proteste gab es wiederholt, zu den niedersächsischen<br />

Kommunalwahlen im November 1948 vgl. Generalsekretär der CDU (Landesverband Hannover) an<br />

Verwaltungsrat NWDR, 02.12.1948, StAHH/NDR 621-1/16.<br />

718 Die <strong>Re</strong>aktion des Programmdirektors war eindeutig: „Es gelingt mir nicht, auch nach längerer<br />

angestrengter Überlegung in Ihrem Ersuchen einen sinnvollen Zweck zu entdecken.“, Eberhard<br />

Schütz (Programmdirektor NWDR) an Dr. Guntram Prüfer (SPD-Parteivorstand), 03.02.1948,<br />

StAHH/NDR 621-1/562.<br />

719 Als Beispiele: Vertreter der Landwirtschaft und ehemaligen Frontsoldaten aus Achterwehr,<br />

Schreiben vom Jan. 1948, StAHH/NDR 621-1/16; Freireligiöse Gemeinde Hamburg, Schreiben an<br />

W. Kiesselbach (Präs. Hauptausschuss NWDR), 13.01.48, StAHH/NDR 621-1/16;<br />

Arbeitsgemeinschaft der deutschen Bauernverbände, Schreiben an Vors. des Verwaltungsrates<br />

(NWDR), 29.01.1948, StAHH/NDR 621-1/16.<br />

720 Meist mit ausweichend-unverbindlichen Antworten wie dieser: “NWDR is fully aware of the<br />

importance of providing for the needs of the mining population and I suggest that the writer of the<br />

letter should be asked to send in programme proposals which she may have to the Intendant of<br />

the Cologne station who would give them every consideration.”, Hugh Carleton Greene, Controller<br />

NWDR (Broadcasting Section ISC Branch, Hamburg), an Senior PR/ISC Officer Land North Rhine<br />

/Westphalia, Proposal for Miners’ broadcasting station in Dortmund, 17.12.1947, PRO/FO<br />

1013/1906.<br />

245

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!