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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Eliten („Besuch bei internierten Nationalsozialisten“). 647 Die Auseinandersetzung<br />

mit der Person Adolf Hitlers fand im NWDR breiten Raum (im Gegensatz zu<br />

anderen NS-Größen). 648<br />

Das mit Abstand größte Interesse galt den NS-Kriegsverbrecherprozessen,<br />

insbesondere Bergen-Belsen 1945 und Nürnberg 1946. Beide Prozesse wurden<br />

von Korrespondenten vor Ort (Axel Eggebrecht in Bergen-Belsen, Peter von Zahn<br />

in Nürnberg) begleitet, mit jeweils aktuellen Tagesberichten. Zu beiden Prozessen<br />

gab es umfangreiche Hintergrundberichte und Analysen (z.B. „Der Nürnberger<br />

Prozess in seiner völkerrechtlichen und politischen Bedeutung“). 649 Während diese<br />

Behandlung der unmittelbaren Vergangenheit von der deutschen NWDR-<strong>Re</strong>daktion<br />

getragen wurde, waren ursächlich dafür die Ziele der Briten: Selbsterforschung<br />

und Erkenntnis der historischen Verantwortung als Grundlage für den<br />

demokratischen Neubeginn. Wenn auch die Themen nicht vorgegeben wurden,<br />

hatten die Briten <strong>durch</strong> ihre Personalpolitik dafür gesorgt, dass die Erziehung der<br />

Deutschen <strong>durch</strong> Deutsche im <strong>Rundfunk</strong> einen Anfang nahm.<br />

Während die Auseinandersetzung mit Schuld und Schicksal Deutschlands höchsten<br />

Stellenwert bekam, wurde das Konzept der „Projection of Britain“ für den NWDR<br />

deutlich reduziert. In den ersten Monaten von Radio Hamburg war der britischen<br />

Medienkontrollbehörde bewusst geworden, dass ein deutscher Sender, der sich<br />

der Vermittlung britischer Themen verschreiben würde, in der Öffentlichkeit nicht<br />

glaubwürdig wäre. Ende 1945 legte PR/ISC in der Aufgabenbeschreibungen von<br />

647 <strong>Re</strong>portage von Karl-Georg Egel, Nordwestdeutsche Hefte 2, Jg. 2, 1947, S. 38-39. Im „Echo des<br />

Tages“ lief 1947 ein Interview mit einem ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS unter dem Titel<br />

„Ich war interniert“, Sendemanuskript in StAHH/NDR 621-1/562.<br />

648 Vgl. Schneider, Nationalsozialismus als Thema, S. 127 ff. Beispiele sind „Der formlose Manitou“<br />

von Herbert Blank, Nordwestdeutsche Hefte 6, Jg. 2, 1947, S. 1-5; „Hitlers letzte Tage“, eine<br />

abschnittweise Übersetzung von „The Last Days of Hitler“ des englischen Historikers Hugh Trevor<br />

Roper, Nordwestdeutsche Hefte 9, Jg. 2, 1947, S. 1-24. Im Rückblick bewertete Axel Eggebrecht<br />

die „Nordwestdeutschen Hefte“ allerdings kritisch: „Ich glaube, dass wir drei oder vier Jahre lang<br />

(wir heißt: alle, die das hätten machen können) eine Chance versäumt haben, gar keine Frage. [...]<br />

Viel, viel mehr Leute hätten viel, energischer und viel deutlicher abrechnen können.“, in:<br />

Schüddekopf (Hg.), Vor den Toren der Wirklichkeit, S. 19.<br />

649 Kommentar von Walter Hemming, Nordwestdeutsche Hefte 2, Jg.1, 1946, S. 33 ff.<br />

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