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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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sondern auf Schwierigkeiten mit den Hamburger Stadtvätern und den im<br />

Entstehen begriffenen deutschen politischen Parteien.“ 726<br />

Die NWDR-<strong>Re</strong>dakteure nutzten ihre Freiräume und reizten mit Sendungen über<br />

Kohlenzüge, Versorgungsprobleme wie den „Torf-Skandal“ und mit satirischen<br />

Kommentaren Parteien und Behörden immer wieder zu scharfen Protestnoten.<br />

Greene verteidigte das Programm, da es die von den Briten definierte Aufgabe<br />

demokratischer Kritik erfüllte: „Ich bin heute wie damals fest davon überzeugt,<br />

dass es für Politiker gut ist, wenn man sich über sie lustig macht – gleichgültig, ob<br />

sie es mögen oder nicht.“ 727 Im Laufe dieser Auseinandersetzungen musste<br />

Greene aber feststellen, dass die Parteien es nicht beim Polemisieren belassen<br />

würden. Als im Frühjahr 1948 von den Briten das NWDR-Statut verkündet und die<br />

Übergabe an die Deutschen eingeleitet wurde, standen die Parteien in den<br />

Startlöchern für ihre post-britische Offensive:<br />

„Der <strong>Re</strong>chtsanwalt Klabunde hat in dieser Pressekonferenz eine außerordentlich<br />

scharfe Polemik gegen das neue Statut gerichtet mit der Forderung, hier sei über<br />

ständische Stellung das Parlament und die Parteien ganz ausgeschaltet. Wer ein<br />

bisschen spitze Ohren hatte, wusste natürlich, wohin das ganze laufen würde in<br />

dem Augenblick, wo die Engländer sich zurückziehen würden. Greene war es völlig<br />

klar, dass dieses englische Gesetz sehr schnell in eine deutsche Verkehrsregel<br />

umgebaut würde.“ 728<br />

Für Greene wurde der Kampf mit den Parteien zum traumatischen Erlebnis. Seine<br />

wiederholten Warnungen vor ihrem zerstörerischen Einfluss sah er ungehört<br />

verhallen. 729 Er begriff sich in diesem Konflikt als tragische Figur, dessen Werk<br />

nach seinem Fortgang sich zur Verfügungsmasse reduzierte. Nahezu alle seine<br />

726 Ebd., S. 47.<br />

727 Ebd., S. 48.<br />

728 Interview mit Ernst Schnabel, N3-Aufzeichnung vom 07.02.1975, NDR-Fernseharchiv.<br />

729 So warnte er 1948 in einer Radiorede, „dass wenn alle Sendungen die mit Politik zu tun haben,<br />

von den Vertretern aller Parteien gutgeheißen werden müssen, die Programme des NWDR derart<br />

farblos werden, dass sich die Hörer in ihrer Verzweiflung anderen Stationen zuwenden würden.“,<br />

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