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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Unter diesen behauptete das Royal Institute of International Affairs „Chatham<br />

House“ eine Sonderstellung. Während im Foreign Office die Perspektive kaum<br />

über das Kriegsende hinausreichte, bemühte sich im Chatham House ein Stab von<br />

Intellektuellen um die Langzeitplanung. 99 Die beiden Hauptmotive der britischen<br />

Außenpolitik, Sicherheit und Machterhalt, beschleunigten den Drang zu einer<br />

Friedensordnung. 100<br />

Die Haltung der Planer gegenüber den Deutschen war bemerkenswert<br />

pragmatisch. Zwar gab es im britischen Lager von Anfang an konkurrierende<br />

Pläne. Weit verbreitet war die Angst vor dem unberechenbaren deutschen<br />

Volkscharakter, der die Ordnung Europas immer wieder gestört hatte. Die Gruppe<br />

um Robert Vansittart vertrat die Auffassung, dass die Deutschen unverbesserliche<br />

Kriegstreiber waren, denen mit aller Härte begegnet werden musste. 101 Auch<br />

Feldmarschall Montgomery und sein Chefberater William Strang vertraten ein<br />

unversöhnliches Deutschlandbild: „The German people as a whole fully deserve all<br />

that they are now suffering and have it in them to be a menace to us again in the<br />

future either alone or in combination with others.“ 102 Einigkeit herrschte, dass<br />

nach dem diskreditierten Appeasement-Kurs der 30er Jahre den Deutschen nur<br />

mit Gewalt beizukommen war. Doch wie wenig rachsüchtig die Stimmung<br />

insgesamt war, zeigte die Zurückweisung des Morgenthau-Plans <strong>durch</strong> das<br />

Kabinett. Churchill erklärte in einer <strong>Re</strong>de vor dem Unterhaus zu den Ergebnissen<br />

der Jalta-Konferenz:<br />

99 Dazu sehr detailliert das Kapitel „Der institutionelle Rahmen der Entscheidungsprozesse“ in:<br />

Kettenacker, Krieg zur Friedenssicherung, S. 147-161.<br />

100 Vgl. Kettenacker, Die anglo-amerikanischen Planungen, S. 72.<br />

101 Vgl. dazu dessen programmatische Schriften: Robert Vansittart, The Nature of the Beast,<br />

PRO/FO 371/24389; ders., Black <strong>Re</strong>cord. Germans Past and Present, London 1941. Zur Debatte<br />

über die Deutschen auch Jörg Später, Britische Debatten über Deutsche und Nazis 1902-1945,<br />

Göttingen 2003; Ian Turner, The British Occupation and its Impact on Germany, in: Ian Turner<br />

(Hg.), <strong>Re</strong>construction in Post-War Germany. British Occupation Policy and the Western Zones 1945-<br />

55, Oxford/New York/Munich 1989, S. 4 f.; Balfour, Vier-Mächte-Kontrolle, S. 47.<br />

102 William Strang in einem Telegramm vom Oktober 1946, zit. n. Jochen Thies, What is going on in<br />

Germany? Britische Militärverwaltung in Deutschland 1945/46, in: Claus Scharf/Hans-Jürgen<br />

Schröder, Die Deutschlandpolitik Grossbritanniens und die Britische Zone 1945-1949, Wiesbaden<br />

1979 (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft 6), S. 35.<br />

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