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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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indem sie den Ideen der liberal-demokratischen Philosophie entgegenkam. Dass<br />

diese Haltung in der Praxis nicht selten in arrogante Schulmeisterei mündete,<br />

bedarf hier keiner Diskussion. 182 Besatzung hieß dennoch im wesentlichen nicht<br />

Unterdrückung oder missionarische Bekehrung, sondern Heranführung des<br />

unterworfenen Volkes an die eigenen Werte und das politische System, an den<br />

„British Way“. Dieser Ansatz war bei der Gestaltung von Nachkriegsdeutschland<br />

eminent wichtig.<br />

Die Abneigung gegen Bevormundung gründete noch auf einem anderen<br />

Grundpfeiler der politisch-kulturellen Tradition: der öffentlichen Meinung. Einem<br />

weiteren, auf John Locke zurückgehenden liberalen Glaubenssatz entsprechend<br />

war es Aufgabe der öffentlichen Diskussion, den gesellschaftlichen Konsens für<br />

notwendige politische Veränderungen herbeizuführen. 183 Eine verantwortliche<br />

Presse hatte dem Publikum, den Gebildeten und Meinungsführern, die nötigen<br />

Informationen vorzulegen. Im Wettstreit der Meinungen würde sich der<br />

Mehrheitswille von selbst <strong>durch</strong>setzen. Eine zwangsverordnete Zustimmung war<br />

diesem Konzept wesensfremd, ebenso wie eine starke <strong>Re</strong>glementierung der<br />

Medien. Letztere hätte im Widerspruch gestanden zum britischen Politik- und<br />

Kulturverständnis, das die Unabhängigkeit von staatlichen Einflüssen für Presse<br />

und Kultur voraussetzte. 184<br />

2. Die Debatte um den Umgang mit den Deutschen<br />

Ab 1890 begann das Deutsche <strong>Re</strong>ich, sich aggressiv in den Wettlauf um<br />

Weltmacht und Kolonien einzuschalten. Der forcierte Ausbau der deutschen Flotte<br />

181<br />

Vgl. Kettenacker, Krieg zur Friedenssicherung, S. 526; Pronay, ‘To Stamp out the Whole<br />

Tradition’, S. 8.<br />

182<br />

David Welch, Priming the Pump of German Democracy. British “<strong>Re</strong>-Education” Policy in Germany<br />

after the Second World War, in: Ian Turner (Hg.), <strong>Re</strong>construction in Post-War Germany. British<br />

Occupation Policy and the Western Zones 1945-55, Oxford/New York/Munich 1989, S. 237.<br />

183<br />

Pronay, ‘To Stamp out the Whole Tradition’, S. 9.<br />

184<br />

Vgl. Clemens, Die britische Kulturpolitik in Deutschland, S. 206 ff.<br />

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