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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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In ihren Berichten stützten sich die Medienbehörden auf Umfragen und<br />

Hörerbriefe. Ende 1945 gingen im NWDR wöchentlich zwischen 700 und 800<br />

Briefe ein, wovon nur ein geringer Prozentsatz inhaltlich motiviert war. 692 In<br />

Tonfall und Duktus dieser Hörerbriefe entdeckten die britischen Kontrolleure<br />

häufig Spuren jenes Nazi-Jargons, den sie bei den NWDR-Mitarbeitern drastisch<br />

bekämpften:<br />

“Varying amounts of Nazi indoctrination are reflected in a high proportion of the<br />

letters, even some that come from anti-Nazis. Twelve years of ignorance and<br />

exposure to Nazi propaganda have left their trace.” 693<br />

Andererseits dokumentierten solche Briefe und Umfragen ein spürbares Interesse<br />

an den Themen der NS-Vergangenheit. In einer der ersten Analysen rangierten<br />

Fragen zu NS-Verbrechen, nationaler Schuld und Kriegsverbrecherprozessen unter<br />

den vorrangigen Befindlichkeiten der Hörer, auch wenn der Tenor nicht im Sinn<br />

der britischen Besatzungspolitik war:<br />

“By far the greater proportion of the letters passionately rejected the thesis of<br />

‘communal guilt’. This reflects the attitude of the general population with the<br />

difference that in the latter case the thesis is not understood.” 694<br />

Die Fragen von Kriegsverbrechen, persönlicher Verstrickung und Umorientierung,<br />

die im NWDR-Programm präsent waren, fanden bei den Hörern starken, oft<br />

vgl. Die Ansage – Mitteilungen des Nordwestdeutschen <strong>Rundfunk</strong>, 01.09.1948, Nr. 35, S. 1,<br />

StAHH/NDR 621-1/1026.<br />

692 “By far the greatest proportion of them are enquiries about missing persons, applications for<br />

employment and various irrelevant enquiries, ranging from dentists’ addresses to enlistment in the<br />

British army. Only about one fifth of the total deals with radio programmes.”, ISC Branch,<br />

Intelligence Summary No. 5., S. 4, PRO/FO 1005/1739. Im Februar 1947 gingen im NWDR nicht<br />

weniger als 20.544 Briefe ein, davon war die Mehrzahl Musikwünsche. Der Anteil an Briefen zu<br />

konkreten Programmen war noch immer nicht mehr als ein Fünftel, vgl. Rundschreiben der<br />

Hörerforschung, Hörerpost , Februar 1947, StAHH/NDR 621-1/1387.<br />

693 Information Services Control Branch, Intelligence Summary No. 4. For period 14 Oct 45 to 28<br />

Oct 45, S. 4, PRO/FO 1005/1739.<br />

694 Ebd.<br />

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