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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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undifferenzierte Sprachgebrauch: „The re-<strong>education</strong> of the Germans – this task<br />

remains of the utmost importance.“ 224 In der Sache gab es darüber keinen<br />

Dissens, doch die Education Branch sah <strong>durch</strong> solche Äußerungen nicht nur ihre<br />

Arbeit gefährdet, sondern auch ihr Selbstverständnis infrage gestellt: “We detest<br />

the word re-<strong>education</strong> as much as the Germans. This is an Education Branch, not<br />

a ‚<strong>Re</strong>-<strong>education</strong> Branch’, and that word has never been used in our directives.“ 225<br />

Exemplarisch für das wachsende Unbehagen am <strong>Re</strong>-<strong>education</strong>-Begriff steht Robert<br />

Birley, seit April 1947 Educational Advisor des Militärgouverneurs Brian Robertson.<br />

In der Euphorie des VE-Day („Victory in Europe“) am 08.05.1945 erschien in der<br />

„Times“ ein von pädagogischem Sendungsbewusstsein <strong>durch</strong>drungener Leserbrief<br />

des damaligen Londoner Headmaster of Charterhouse. Unter dem Titel „<strong>Re</strong>-<br />

educating Germany“ postulierte Birley die Umerziehung der Deutschen nicht nur<br />

als das <strong>Re</strong>cht der Alliierten, sondern als ihre Pflicht. Aufgabe der <strong>Re</strong>-<strong>education</strong> sei<br />

es, der deutschen Bevölkerung Sinn für politische Verantwortung beizubringen,<br />

auf der Grundlage ihrer eigenen liberalen Traditionen. Außerdem hätten sie zu<br />

lernen „to accept the Czechs and Poles as peoples with cultures and traditions of<br />

their own.“ 226 Nachdem er im Herbst 1946 die britische Besatzungszone bereist<br />

und dort ein Bild der Schwierigkeiten bekommen hatte, die ein pauschalisierendes<br />

Umerziehungsdiktat Besetzten wie Besatzern auferlegte, sah er sich zu einer<br />

Differenzierung seines pädagogischen Eifers genötigt. Statt abstoßender deutscher<br />

Hybris dominierte der Eindruck mentaler Verwüstung: „The general picture one<br />

obtains of the British Zone today is of a country intellectually and culturally<br />

starved.“ 227 Die Notwendigkeit einer grundlegenden Umerziehung sah er nur noch<br />

bei den unverbesserlichen Nazis: „Informal Education [...] might become a means<br />

of doing something to re-educate the many thousands deeply tainted with Nazi<br />

224<br />

Schreiben des Chancellor of the Duchy of Lancaster, Lord Pakenham, 06.04.1948, PRO/FO<br />

371/70704.<br />

225<br />

Memorandum der Education Branch, H. Walker, August 1948, PRO/FO 371/70713.<br />

226<br />

Robert Birley: <strong>Re</strong>-educating Germany. Letter to the Editor in: The Times, 08.05.1945, Letter to<br />

the Editor.<br />

227<br />

Ders., Memorandum 20.12.1946, PRO/FO 371/64386.<br />

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