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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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erwartet haben. [...] Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie mit D-Zugs-<br />

geschwindigkeit unsere demokratischen Ideen annehmen, ohne zu fragen, ob<br />

diese auch den deutschen Bedingungen angepasst werden könnten. Sie sollen<br />

jedoch versuchen, eine deutsche demokratische Lebensform zu entwickeln, die<br />

Ihnen helfen wird, mit sich selbst und mit Ihren Nachbarn in Frieden zu leben.“ 708<br />

2. <strong>Re</strong>aktionen von Behörden, Parteien und Interessengruppen<br />

Für die in der Nachkriegszeit sich formierenden korporativen Interessengruppen<br />

wurde der <strong>Rundfunk</strong> als Kommunikationsinstanz zum Objekt der Begierde.<br />

Allmählich begriffen die Vertreter von Parteien, Berufsständen und Konfessionen,<br />

dass eine Gesellschaft, die nach dem Prinzip pluralistischer Willensbildung<br />

funktionierte, auf Informationen angewiesen war. Wer sein Anliegen <strong>durch</strong>setzen<br />

wollte, musste beim Souverän, d.h. den Bürgern, präsent sein. Der <strong>Rundfunk</strong> war<br />

dafür nach 1945 ein optimales Mittel. So blieb es nicht aus, dass an den NWDR<br />

bald Anträge auf Mitarbeit von verschiedenen gesellschaftlichen Organisationen<br />

herangetragen wurden. Die politischen Parteien nahmen dabei die Vorreiterrolle<br />

ein. 709<br />

Im Januar 1946 erreichte die Militärregierung eine Petition von SPD, KPD, CDP<br />

und PFD, die um Sendezeit im NWDR nachsuchten, „to talk in turn on the aims<br />

and tasks of their Parties from Nordwestdeutscher <strong>Rundfunk</strong>.“ 710 Diese Initiative<br />

rief Nachahmer auf den Plan, die ihren Wunsch nach Berücksichtigung im<br />

Programm äußerten. Die evangelische Kirche der Rheinprovinz stellte 1946 bei<br />

den Briten den Antrag „auf Mitwirkung des evangelischen Rheinlandes bei der<br />

Gestaltung des westdeutschen <strong>Rundfunk</strong>programms“, da der Hamburger Sender<br />

708<br />

<strong>Rundfunk</strong>manuskript, Okt. 1947, PRO/FO 1049/791.<br />

709<br />

Zum Wieder- bzw. Neubeginn der politischen Parteien in Hamburg vgl. Balshaw, British<br />

Occupation, S. 167 ff.<br />

710<br />

Colonel (unleserlich, Commander HQ Mil Gov Hansestadt Hamburg) an PR/ISC Group (Main<br />

HQ), Publicity – Political Parties, 17.01.1946, PRO/FO 1056/26. Grundsätzlich zur Rolle der<br />

deutschen Politik beim Aufbau des NWDR vgl. Schaaf, Politik und Proporz.<br />

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