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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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„Das Erziehungswesen in Deutschland muß so überwacht werden, daß die<br />

nazistischen und militaristischen Lehren völlig entfernt werden und eine<br />

erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich gemacht wird.“ 218<br />

Dies war eine erste Grundlage, aber noch kein Konzept (das auf gesamtalliierter<br />

Ebene niemals nachgereicht wurde). So blieb der Weg zur „Entwicklung der<br />

demokratischen Ideen“ offen, und die Besatzungsmächte beschritten ihn in<br />

unterschiedliche Richtungen.<br />

Die Briten hatten sich für <strong>Re</strong>-<strong>education</strong> entschieden. Wie schwer sie sich mit den<br />

darin angelegten Paradoxien tat, zeigt die Kontroverse um den Begriff, der seit<br />

Ende 1942 in offiziellen britischen Dokumenten geläufig wurde. 219 Nicht selten<br />

tauchte er auf in Zusammenhang mit Grundparadigmen der Nachkriegspolitik wie<br />

der Entnazifizierung und Entmilitarisierung. Da<strong>durch</strong> war der Begriff zunächst<br />

negativ besetzt, da er als Prämisse die totale Niederlage als erste<br />

Erziehungslektion voraussetzte. 220 Größere Probleme mit dem Wort <strong>Re</strong>-<strong>education</strong><br />

entwickelten später die Mitglieder der Control Commission - genauer gesagt: der<br />

Education Branch - in der britischen Zone. An der Zielsetzung einer erzieherischen<br />

Heranführung der Deutschen an die Demokratie gab es zwar keinen Dissens. Doch<br />

ihre tägliche Arbeit am deutschen Bildungswesen konfrontierte sie mit der<br />

Problematik des <strong>Re</strong>-<strong>education</strong>-Begriffs:<br />

„We are all agreed that re-<strong>education</strong> is one of the chief objects of our occupation.<br />

It must be remembered however, that there is no word the Germans, even the<br />

most friendly Germans, detest so much and none which is liable to call forth such<br />

powerful reactions, as this word ‘re-<strong>education</strong>’.” 221<br />

218<br />

Potsdamer Abkommen vom 02.08.1945, III.A.7, abgedr. in: Dokumentation zur Deutschlandfrage,<br />

S. 38.<br />

219<br />

Ob der Begriff erstmals von Vansittart oder einem seiner Leute verwendet wurde, wie Balfour<br />

vermutet (In <strong>Re</strong>trospect, S. 140), ist allerdings fraglich. In der öffentlichen Diskussion tauchte <strong>Re</strong><strong>education</strong><br />

sowohl in den USA als auch in Großbritannien bereits 1940 auf, vgl. Pakschies, <strong>Re</strong><strong>education</strong><br />

und die Vorbereitung der britischen Bildungspolitik, S. 103.<br />

220<br />

Vgl. Kettenacker, The Planning of „<strong>Re</strong>-Education“, S. 63.<br />

221<br />

M. Crawford (Head of German Education Department), Juli 1948, PRO/FO 371/70713.<br />

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