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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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emotionalen Widerhall. Neben der Ablehnung der Kollektivschuldthese, die in<br />

Todesdrohungen an die Autoren gipfelte, fanden sich nachdenkliche Stimmen, die<br />

die neue Offenheit gegenüber den aufgeladenen Themen begrüßten:<br />

„Einmal darum, weil Sie, indem Sie sich diesen Gegenstand nahmen, wirklich in<br />

das hineingegriffen haben, was die aus Konzentrationslagern, Schlachtfeldern und<br />

Bombenteppichen übriggebliebenen geistigen Menschen Deutschlands, was aber<br />

vor allem unsere geistig wache Jugend wahrhaft und in der Tiefe bewegt.“ 695<br />

Zahlreiche Zuschriften erreichten den Sender aus Gebieten jenseits der<br />

Zonengrenzen. Als der NWDR im Herbst 1946 über die Nürnberger<br />

Kriegsverbrecherprozesse berichtete, war er als eines der wenigen<br />

<strong>Rundfunk</strong>programme mit einem Korrespondenten während der ganzen<br />

Prozessdauer vor Ort vertreten. Da<strong>durch</strong> bediente er ein Thema, das die<br />

Bewohner aller Zonen betraf. Dazu schrieb ein Hörer aus München:<br />

„Ganz Deutschland erwartete mit grösster Spannung die heutige Berichterstattung<br />

von der Urteilsverkündung in Nürnberg. [...] Nicht nur ich, sondern auch fast alle<br />

meine Bekannten und Freunde hörten Abend für Abend die Sendungen des<br />

‚Nordwestdeutschen <strong>Rundfunk</strong>s’.“ 696<br />

In der SBZ sahen viele Hörer über Jahre den NWDR als Alternative zum Berliner<br />

Sender, insbesondere weil er politisch heikle Fragen nicht aussparte. 697<br />

Das Interesse vieler Hörer an den Beiträgen über den Nationalsozialismus machte<br />

sich an besonderen Einzelsendungen fest. Peter von Zahns <strong>Re</strong>ihe „Sind wir auf<br />

695 Dr. Gerhard Nebel (Dahlhausen) an den NWDR, 25.09.1946, StAHH/NDR 621-1/1516.<br />

696 H. Raydt (München) an Leitung NWDR, 01.10.1946, StAHH/NDR 621-1/1517.<br />

697 „Lieber NWDR, gestalte weiterhin Dein Programm so, wie Du es in diesem Jahr begonnen hast.<br />

Sei ein Markstein zu einem neuen, e i n h e i t l i c h e n, demokratischen, f r e i e n D e u t s c h -<br />

l a n d [Hervorh. im Original, FH] wie es unser aller Wunsch ist, dabei denke immer daran, dass<br />

hier in der Ostzone Deine Brüder und Schwestern mit bangem Herzen auf Dich schauen und<br />

sehnsüchtig auf eine Vereinigung mit den Westzonen warten.“, Richard Behrens an NWDR,<br />

14.01.1948, StAHH/NDR 621-1/16.<br />

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