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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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„Ich war Leiter der Abteilung ‚Talks und Features’ und wußte anfangs noch nicht<br />

einmal, was mit ‚Features’ gemeint war. Für englische Journalisten ist das ein<br />

festumrissener Begriff. Wir versuchten ihn mit ‚Hörfolge’ zu übersetzen, gaben das<br />

aber auf, als wir merkten, dass Feature ein Korb ist, in den man alles packen<br />

kann, was nicht gerade aktuelle Nachricht oder Kommentar ist.“ 595<br />

Allerdings dauerte es noch zwei Jahre, bis im NWDR die deutschen <strong>Re</strong>dakteure die<br />

ersten Features produzierten, die sich in monothematischen Beiträgen fast aller<br />

gängiger Genres bedienten: „1947 haben wir das Feature entdeckt. [...] Das war<br />

sicher die Erfindung für Deutschland im <strong>Rundfunk</strong>. Diese nach allen Seiten offene<br />

Kunstform war es, die alle reizte.“ 596<br />

Das Jahr 1947 wurde auch zum großen Jahr der Hörspiele, die von Mitarbeitern<br />

mit literarischem Hintergrund gepflegt wurden. An der Entwicklung der Gattung<br />

nahmen die britischen Offiziere starken Anteil. Häufig waren es Themen der<br />

Vergangenheitsbewältigung oder der demokratisch-humanistischen Werteordnung.<br />

So produzierte Walter Hilpert „Wert und Würde des Menschen – Gedanken zum<br />

Nürnberger Ärzteprozess“ (22.04.1947), Axel Eggebrecht „Was wäre, wenn...“<br />

(eine Vorausschau auf die folgenden hundert Jahre), Ernst Schnabel<br />

„Nachkriegswinter – Der 29. Januar“ (16.05.1947). 597 Der politische<br />

Aufklärungscharakter des NWDR-Hörspielprogramms stand an erster Stelle, „selbst<br />

auf die Gefahr hin, unpopulär zu sein. Die Aufgabe, die der Funk hat, zur<br />

Aufklärung beizutragen, wird vielleicht zu einem Teil <strong>durch</strong> Hörspiele dieser Natur<br />

erfüllt.“ 598<br />

595 Ebd., S. 261.<br />

596 Von Zahn in: Bausteine der Demokratie, NDR-Fernseharchiv 1043418. Vgl. auch Eggebrecht,<br />

Meine Umwege zum <strong>Rundfunk</strong>, S. 50, StAHH/NDR 621-1/1257.<br />

597 Von 1946 bis 1948 strahlte der NWDR pro Woche regelmäßig zwischen einem und fünf<br />

Hörspielen aus, vgl. Schneider, Nationalsozialismus als Thema, S. 82. Allgemein zur Entwicklung<br />

des Hörspiels in der Nachkriegszeit vgl. Hans-Ulrich Wagner, „Der gute Wille, etwas Neues zu<br />

schaffen“: das Hörspielprogramm in Deutschland von 1945 bis 1949, Potsdam 1997 (=<br />

Veröffentlichungen des Deutschen <strong>Rundfunk</strong>archivs, Bd. 11).<br />

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