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Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

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Schnittmengen hervorgegangen. Auch nach dem Zerbröckeln der Anti-Hitler-<br />

Koalition in die Lager West und Ost änderte sich daran nichts, selbst wenn die<br />

Entnazifizierung in den Zonen mit unterschiedlicher Intensität betrieben wurde.<br />

Damit war festgelegt, dass die Aufbaugeneration des neuen Deutschland vor allem<br />

anderen negativ gefiltert wurde. Das Kriterium der politischen Kompromittierung<br />

rangierte vor allen Ausbildungs- und Befähigungsnachweisen. Das sollte wie<br />

überall in der deutschen Gesellschaft auch im NWDR Probleme aufwerfen.<br />

Die britische Entnazifizierungspolitik beruhte auf keiner eigenständigen Konzeption<br />

(im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen hatten sich die Londoner<br />

Planungsbehörden bei diesem Aspekt zurückgehalten), sie lehnte sich vielmehr an<br />

die Richtlinien der Amerikaner und später des Alliierten Kontrollrates an. 467 Dies<br />

hatte zur Folge, dass die Briten ihre Entnazifizierung ohne missionarischen Eifer<br />

betrieben und dem Funktionieren von Abläufen den Vorrang gegenüber<br />

bedingungsloser Paragraphentreue gaben. Diese pragmatische Einstellung<br />

erleichterte die Praxis der „indirect rule“. Andererseits führte das häufige<br />

Durchbrechen der Säuberungen aufgrund von Einzelfallerwägungen zum Anschein<br />

von Chaos, Widersprüchlichkeit und Willkür, was bei der Bevölkerung nachhaltig<br />

zu Abwehrreaktionen führte. 468<br />

Im NWDR gestaltete sich der Anfang der Entnazifzierung improvisiert. Dennoch<br />

war die Frage des politischen Vorlebens aller deutschen Bewerber ein<br />

entscheidendes Thema. Nach der Besetzung des Funkhauses wurde kein<br />

deutscher <strong>Re</strong>dakteur aus der alten Belegschaft übernommen. Die Zugehörigkeit<br />

zum <strong>Re</strong>ichssender Hamburg galt als politisch kompromittierend und kam einem<br />

Berufsverbot gleich:<br />

467 Vgl. Clemens Vollnhals, Britische Besatzungszone, in: Ders. (Hg.), Entnazifzierung. Politische<br />

Säuberung und <strong>Re</strong>habilitierung in den vier Besatzungszonen 1945-1949, München 1991, S. 24-34;<br />

Ian Turner, Denazification in the British Zone, in: Ders. (Hg.), <strong>Re</strong>construction in Post-War Germany.<br />

British Occupation Policy and the Western Zones 1945-55, Oxford/New York/Munich 1989, S. 239-<br />

267.<br />

468 Vgl. Vollnhals, Britische Besatzungszone, S. 24 ff.<br />

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