09.01.2013 Aufrufe

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

Re-education durch Rundfunk - repOSitorium - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Im Januar 1945 kursierte im britischen Kabinett ein Papier, das Deutschland in<br />

Europa eine Rolle jenseits vom Machtstaat zudachte:<br />

„Germany must be encouraged to aim at being a super-Sweden, better planned and<br />

healthier than any State ever was before, with better social, medical and<br />

<strong>education</strong>al services and a higher standard of living than any State ever had.“ 108<br />

Diese Äußerung illustriert zum einen die Absicht der Briten, aus dem Kriegsgegner<br />

langfristig ein vollwertiges Mitglied, wenn nicht Musterland der europäischen<br />

Ordnung zu machen. Andererseits lässt sich an der Vision eines Deutschland nach<br />

schwedischem Modell ablesen, wie dominant das Motiv der Sicherheit vor<br />

deutscher Aggression für alle britischen Planungen war. „Schweden“ war in dem<br />

Zusammenhang die Metapher für ein pazifistisches Staatswesen, das den Bürger<br />

jedes Expansionsdranges beraubt. Pazifizierung und Machtbeschneidung<br />

Deutschlands standen im Zentrum des britischen Interesses. Der Gedanke der<br />

Atlantik-Charta, jedes Volk solle die ihm gemäße <strong>Re</strong>gierungsform wählen, 109 galt<br />

unverändert. Missionarischer Ehrgeiz, den Deutschen den „British Way of Life“<br />

beizubringen, war in Großbritannien (im Gegensatz zu den USA) nicht<br />

verbreitet. 110<br />

Während die Beamten und Wissenschaftler in den britischen Planungsstäben noch<br />

der Vision des „Vier-Mächte-Plans“ 111 anhingen, hatten sie schon konkrete<br />

Vorstellungen zur politischen Gestaltung des besetzten Deutschland. Nach der<br />

Beseitigung des NS-<strong>Re</strong>gimes sollte eine Dezentralisierung der Machtstrukturen mit<br />

Militärregierung 1945, in: Foschepoth/Steininger (Hg.), Britische Deutschland- und<br />

Besatzungspolitik, S. 49; Tyrell, Grossbritannien und die Deutschlandplanung, S. 156.<br />

108<br />

Kabinettspapier vom 10.01.1945, zit. n. Kettenacker, Germany since 1945, S. 5.<br />

109<br />

Vgl. Deuerlein, Die Einheit Deutschlands, S. 213.<br />

110<br />

Eine hier umso wichtigere Ausnahme war freilich das öffentliche <strong>Rundfunk</strong>system, das der BBC<br />

nachgestaltet werden sollte. Dazu näheres in Kapitel IV.2.; vgl. Turner, The British Occupation, S.<br />

10 f.; Kettenacker, Krieg zur Friedenssicherung, S. 536.<br />

111<br />

Der „Four Power Plan“ des Foreign Office wurde im Herbst 1942 vom außenpolitischen Berater<br />

Gladwyn Jebb konzipiert und sollte die Grundlage der Zusammenarbeit der Siegermächte in der<br />

Deutschlandfrage abgeben, vgl. Kettenacker, Großbritannien und die zukünftige Kontrolle<br />

Deutschlands, S. 30 ff.<br />

36

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!