05.11.2013 Aufrufe

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

102 Gewerkschaften bei Marx und Engels<br />

Das bloße Bedürfnis indes erzeugt allein noch keinen Wandel. Ob er gelingt, ist<br />

eine politische Frage. Gewerkschaften werden konfliktfreudiger gegen das Kapital,<br />

wenn klassenkämpferische politische Strömungen die Gewerkschaften als<br />

ihre Heimat empfinden, sie aktiv mit aufbauen und mit anderen Strömungen solidarisch<br />

um ihre Ausrichtung ringen.<br />

Ein solches Verständnis wächst nicht spontan aus einzelnen Konflikten heraus,<br />

sondern bedarf eines theoretischen Fundaments, aus dem sich die Rolle der Gewerkschaften<br />

in der Gesellschaft erklärt. Dabei lohnt ein Blick auf die Geschichte<br />

und den Beitrag, den Karl Marx und Friedrich Engels geleistet haben. Ihre<br />

Kernaussagen über das Wesen der Gewerkschaften können uns noch heute zur<br />

Orientierung dienen. Spannend ist, dass der »Marxismus« als eine revolutionäre<br />

Weltanschauung parallel mit den Gewerkschaften im 19. Jahrhundert entstand.<br />

Entsprechend haben Marx und Engels keine fertige Theorie über die Gewerkschaften<br />

produziert, auf die wir einfach zurückgreifen können. Ihre Positionen<br />

haben sich im Laufe ihres Lebens entwickelt und verändert, im Kontext der Auseinandersetzungen<br />

ihrer Zeit. Im Folgenden werde ich die wesentlichen Erkenntnisse<br />

aus ihrem historischen Zusammenhang herausarbeiten.<br />

Gewerkschaften als erster Schritt zur Organisierung als Klasse<br />

Sozialisten gab es schon vor Marx und Engels. Aber sie waren die ersten, die den<br />

Sozialismus als eine Gesellschaftsordnung verstanden, die nicht einfach als Utopie<br />

von großen Denkern ersonnen werden kann und dann nur noch von ihren<br />

Anhängern umgesetzt werden muss. Das, was wir heute als Marxismus verstehen,<br />

ist eine Weltanschauung, wonach eine neue Gesellschaft nur aus den Widersprüchen<br />

und Konflikten der bestehenden Gesellschaft heraus entstehen kann.<br />

Alles andere sind idealistische Illusionen. 1<br />

Der junge Marx brach 1844 mit diesem Idealismus. Er forderte gegenüber den<br />

»Junghegelianern«, einer Strömung radikaler Philosophen um Bruno Bauer, »an<br />

wirkliche Kämpfe anzuknüpfen und [sich] mit ihnen zu identifizieren« – statt sich<br />

auf die bloße Kritik falscher Ideen zu beschränken. »Wir treten dann nicht der<br />

Welt doktrinär mit einem neuen Prinzip entgegen: Hier ist die Wahrheit, hier knie<br />

nieder! Wir entwickeln der Welt aus den Prinzipien der Welt neue Prinzipien. Wir<br />

sagen ihr nicht: Lass ab von deinen Kämpfen, sie sind dummes Zeug; wir wollen<br />

dir die wahre Parole des Kampfes zuschreien. Wir zeigen ihr nur, warum sie ei-<br />

1<br />

Als »Idealismus« werden alle jene Denkrichtungen bezeichnet, für die der historische Wandel<br />

von den Ideen ausgeht. Höchste Form des Idealismus ist der Glaube an eine übernatürliche<br />

Schöpfungsinstanz, auch »Gott« genannt. Im Gegensatz dazu versteht sich der Marxismus als<br />

eine im philosophischen Sinne »materialistische« Theorie, wonach »das gesellschaftliche Sein das<br />

Bewusstsein bestimmt.«

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!