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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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208 Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse<br />

arbeiten können, zeigte sich andererseits, wie wenig es automatisch zu einer<br />

Gleichberechtigung der Frauen kam. Sie erledigten dieselbe Arbeit zu einem geringeren<br />

Lohn. Allein in den Rüstungsbetrieben arbeiteten 800.000 Frauen, gezahlt<br />

wurde aber nur der halbe Männerlohn, während die Arbeitsschutzbestimmungen<br />

für Frauen aufgehoben wurden. 42<br />

Die Vorstände von SPD und Gewerkschaften unterstützen die Kriegspolitik<br />

der kaiserlichen Regierung. Einen Tag nach der deutschen Kriegserklärung erklärten<br />

die Gewerkschaften ihre sogenannte Burgfriedenspolitik. Die beinhaltete<br />

den Verzicht auf Lohnforderungen und Streiks. Sie ließen sich im »Kriegsausschuss«<br />

in die staatliche Arbeitskräftemobilisierung und -lenkung der Kriegswirtschaft<br />

einspannen und feierten dies als Anerkennung durch den Staat. 43 Die<br />

innergewerkschaftliche Opposition wurde bekämpft. 1915 wurde die »gewerkschaftliche<br />

Frauenzeitung« gegründet - als explizites Gegengewicht zur oppositionell-sozialdemokratischen<br />

»Gleichheit«, die klar Position gegen den Krieg bezog.<br />

44<br />

In der im Laufe des Krieges wachsenden Protestbewegung spielten die Frauen<br />

innerhalb und außerhalb der Betriebe eine zentrale Rolle. Sie gingen mit »Butterprotesten«<br />

gegen die schlechte Nahrungsmittelversorgung auf die Straße. Und<br />

sie waren es, die die Streiks gegen die Kriegspolitik 1915–1917 prägten. 45 Der<br />

weibliche Teil der Arbeiterklasse war so wesentlicher Wegbereiter der Revolution<br />

1918/19.<br />

Mit den Revolutionsjahren war eine starke Bewegung in den Betrieben verbunden,<br />

es kam zu mehreren Streikwellen. Obwohl diese in der Regel an den offiziellen<br />

Gewerkschaftsstrukturen vorbei geführt wurden, kam es zu einem enormen<br />

Zustrom bisher Unorganisierter in die Gewerkschaften, der auch die lohnabhängigen<br />

Frauen betraf. Von 1918 bis 1920 vervierfachte sich die Zahl der weiblichen<br />

Gewerkschaftsmitglieder – von 418.000 auf 1,7 Millionen. Ihr Anteil an allen<br />

Gewerkschaftsmitgliedern war schon über die Zeit des Krieges gewachsen<br />

und lag nun bei 22 Prozent (Tabelle 2). Das war mehr als doppelt so viele wie<br />

vor dem Krieg und ein Niveau, dass die deutsche Gewerkschaftsbewegung erst<br />

sechzig Jahre später wieder erreichen sollte.<br />

42<br />

IG Metall Neunkirchen: Die Situation der erwerbstätigen Frauen gestern und heute, 2011, S. 2.<br />

43<br />

Klönne, Arno: Die deutsche Arbeiterbewegung, Düsseldorf/Köln 1980, S. 127-134.<br />

44<br />

Losseff-Tillmanns, Frau und Gewerkschaft, S. 35.<br />

45<br />

Bauer, Clara Zetkin, S. 147f.

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