05.11.2013 Aufrufe

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Klassenkämpfe in Europa 271<br />

bunden waren. 11 Der zweite revolutionäre Zyklus sollte Unmengen Rohmaterial<br />

dafür liefern. Anfang des Jahres 1921 musste der dritte Kongress der Komintern<br />

nach der revolutionären Woge vom Ende des Ersten Weltkriegs die teilweise Restabilisierung<br />

Europas unter kapitalistischer Herrschaft feststellen. Zwar gab es<br />

1919/1920 einen Wirtschaftsaufschwung, doch folgte schnell darauf die Krise,<br />

die Ende 1920 begann und bis Herbst 1921 anhielt. Auf dem Kongress versuchte<br />

Leo Trotzki die Aussichten für einen erneuten Kampf einzuschätzen. Er zitierte<br />

Marx’ und Engels’ Kommentare zu 1848, warnte allerdings vor der Versuchung,<br />

daraus ein mechanisches Verhältnis zwischen Krise und Widerstand abzuleiten:<br />

Es wäre […] höchst einseitig und völlig falsch, diese Einschätzungen in dem Sinne<br />

zu bewerten, dass eine Krise unvermeidlich revolutionäres Handeln erzeugt, während<br />

im Gegensatz dazu ein Wirtschaftsaufschwung die Arbeiterklasse pazifiert. Die<br />

Revolution von 1848 wurde nicht aus der Krise geboren. Letztere gab nur den letzten<br />

Anstoß. Die Revolution war dem Wesen nach aus dem Widerspruch zwischen<br />

den Erfordernissen der kapitalistischen Entwicklung und den Fesseln eines halbfeudalen<br />

Staatssystems hervorgegangen. Die unentschlossene und halbherzige Revolution<br />

von 1848 fegte dennoch die Überreste des Zunftregimes und der Leibeigenschaft<br />

hinfort und erweiterte dabei den Rahmen der kapitalistischen Entwicklung. Unter<br />

diesen Umständen, und allein unter diesen Umständen, kennzeichnete der Aufschwung<br />

von 1851 den Beginn einer gesamten Epoche kapitalistischer Prosperität,<br />

die bis zum Jahr 1873 anhielt. 12<br />

Als Erstes hebt Trotzki hervor, dass der allgemeine Charakter der jeweiligen Zeit<br />

zu beachten ist. »Hier geht es nicht darum, ob eine Hebung der Konjunktur<br />

möglich ist, sondern ob die Schwankungen sich um eine auf- oder absteigende<br />

Kurve bewegen.« 13<br />

Die Zyklen aus Auf- und Abschwung sind ein dem Kapitalismus innewohnendes<br />

Merkmal, doch das System weist zugleich Langzeittendenzen auf, die die Rezessionen<br />

zunehmend heftiger und die Aufschwünge kurzlebiger ausfallen lassen.<br />

Im Gegensatz dazu kann es auch Phasen allgemeinen Wohlstands geben, in denen<br />

der Niedergang die Form einer leichten Verlangsamung oder eines Rückgangs<br />

der Produktion annimmt. Der anhaltende Aufschwung in der Folge des<br />

Zweiten Weltkrieges war eine solche Phase. In einer Depressionsphase wäre »die<br />

Bourgeoisie genötigt, der Arbeiterklasse verstärkt die Daumenschrauben anzulegen«.<br />

14<br />

11<br />

Die Dritte Internationale, Komintern oder Kommunistische Internationale war die internationale<br />

Gruppierung revolutionärer Sozialisten, die im Jahr 1919 von den Bolschewiki ins Leben gerufen<br />

wurde. Einen kurzen Überblick bietet Hallas, 1985.<br />

12<br />

Trotsky, 1973 a, S. 259.<br />

13<br />

Trotsky, 1973 a, S. 259–260.<br />

14<br />

Trotsky, 1973 a, S. 261.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!