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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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252 Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit<br />

leute), dass manche Betriebsräte sich eher wie »Geheimräte« benehmen und die Vertrauensleute<br />

nur »ungenügend an Entscheidungsprozessen beteiligen« […]. Die Betriebsräte<br />

dagegen werfen den Vertrauensleuten oft vor, dass sie sich wie ein »Kontrollorgan<br />

des Betriebsrats« benehmen. 22<br />

Der IG-Metall-Vertrauenskörper des Mannesmann-Stahlwerkes in Duisburg-Huckingen<br />

drückte seinen Protest gegen die Streiktaktik der Führung in einer<br />

am 15.02.1979 einstimmig angenommenen Resolution wie folgt aus. Es ist eines<br />

der eindrucksvollsten, aber bei weitem nicht das einzige Dokument, in dem<br />

der Zorn über den aus ihrer Sicht faulen Kompromiss deutlich wird:<br />

Am 24.11.1978 hatten wir kurz vor Beginn des Arbeitskampfes in einer dem Kollegen<br />

Herb (Kurt Herb, damals zuständiger Bezirksleiter der IG Metall) überreichten<br />

Resolution noch einmal klar herausgestellt, dass es für uns in dieser Frage keine<br />

Kompromisse geben könnte, zumal wir bereits selbst seit längerem für die Forderung<br />

nach der 32-Stunden-Woche eintreten. Denn wir wissen, wie auch die Kollegen<br />

Herb, Janßen und Loderer (die beiden zuletzt genannten waren damals Mitglieder im<br />

IG-Metall-Hauptvorstand) dass ohne eine spürbare Umverteilung der Arbeit in den<br />

Stahlbetrieben auf mehr Köpfe in den nächsten Jahren jeder Vierte von uns seinen<br />

Arbeitsplatz verlieren wird. […] In diesem Arbeitskampf ist uns eine Lektion erteilt<br />

worden.<br />

Die Mitglieder der Großen Tarifkommission, darunter die Bezirksleiter der vier<br />

Tarifbezirke, im Einvernehmen mit den Kollegen Janßen, Mayr und Loderer, haben<br />

durch Mehrheitsbeschluss mitten im Arbeitskampf das ursprüngliche Streikziel fallengelassen.<br />

[…]<br />

Wir waren kampfbereit bis zur letzten Minute, und unser Kampf begann Wirkung<br />

zu zeigen. Wenn sich die Kollegen Herb, Janßen und Loderer in der Öffentlichkeit<br />

zu diesem Abschluss bekennen, und ihn als Einstieg verkaufen wollen, dann machen<br />

sie uns deutlich, dass sie schwach sind. Sie haben nicht nur eine Niederlage im Arbeitskampf<br />

zu verantworten, sondern mit ihrer Interpretation des Ergebnisses tragen<br />

sie die Verwirrung in die Reihen der Organisation und der DGB-Gewerkschaften.<br />

23<br />

In der Resolution wurden personelle Konsequenzen und eine Demokratisierung<br />

der Gewerkschaft gefordert und am Ende die Frage aufgeworfen:<br />

Müssen wir nicht gegen die uneingeschränkte Verfügung der Kapitaleigner über den<br />

technischen Fortschritt, Investition, Produktion, ihr Tempo, ihre Richtung, Strategien<br />

und Forderungen entwickeln, die darauf zielen, dass wir selbst Herr über die Produktion<br />

werden? 24<br />

22<br />

DER SPIEGEL, 17/1979, 23.04.1979, S. 112.<br />

23<br />

Veröffentlicht in: »Kritisches Gewerkschaftsjahrbuch 1979/80«, Berlin 1979, S. 37f<br />

24<br />

Ebenda.

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