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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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220 Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse<br />

wehrt. Dafür hätte es einer gesellschaftlichen Umwälzung mit anderen gesellschaftlichen<br />

Zielen bedurft.<br />

Aber auch in der DDR traten die arbeitenden Frauen als handelndes Subjekt in<br />

Erscheinung. Zwar versuchte die herrschende Partei, jegliche eigenständigen, kollektiven<br />

Aktionen aus der Arbeiterklasse zu unterbinden. Und an den Streiks, die<br />

es noch in den 1950er und frühen 1960er Jahren gab und die meist in männlich<br />

dominierten Arbeitszweigen stattfanden, waren nur wenige Frauen beteiligt.<br />

Frauen erlangten jedoch in den 1970er und 1980er Jahren auf der unteren Ebene<br />

der Staatsgewerkschaft FDGB eine gewisse Bedeutung. Sie stellten die Mehrheit<br />

der Vertrauensleute. Diese hatten in den grundlegenden Dingen nichts zu sagen<br />

und sollten Ausgleich organisieren, besaßen aber oft das Vertrauen des Arbeitskollektivs<br />

und kümmerten sich um kleinere soziale und kulturelle Dinge. In der<br />

ostdeutschen Revolution von 1989/90 spielten dann nicht wenige dieser Vertrauensfrauen<br />

beim betrieblichen Aufbruch eine wichtige Rolle, verteilten Zettel, riefen<br />

zu Betriebsversammlungen auf 82 und trugen so einen entscheidenden Teil<br />

dazu bei, dass die Macht der Staatspartei SED in den Betrieben ins Wanken und<br />

schließlich zum Einsturz kam. Waren bei der Gründung der ersten freien betrieblichen<br />

Interessenvertretungen noch vergleichsweise viele Frauen aktiv, schieden<br />

viele bei den Betriebsratswahlen 1992/93 – und damit dem Abschluss der Massenentlassungen<br />

– aus. 83<br />

Im wiedervereinigten Deutschland: die Arbeitskämpfe werden weiblicher<br />

Im ersten Jahrzehnt des wiedervereinigten Deutschlands hat sich, was die Erwerbsbeteiligung<br />

der Frauen betrifft, in den neuen und alten Bundesländern zunächst<br />

eine gegenläufige Entwicklung vollzogen. In den neuen Bundesländern<br />

sank die Zahl der erwerbstätigen Frauen zunächst von ursprünglich 4 Millionen<br />

im Jahr 1991 bis 2004 auf den Tiefpunkt von 3,3 Millionen und lag 2011 bei<br />

nunmehr wieder 3,6 Millionen. In den alten Bundesländern stieg jedoch die Erwerbstätigkeit<br />

der Frauen kontinuierlich an von 11,4 Millionen 1991 auf 14,5<br />

Millionen 2011. Im Jahr 2011 lag die weibliche Erwerbsquote im früheren Bundesgebiet<br />

bei 70,5% (Männer 82,1%), in den neuen Bundesländern bei 76,4%<br />

(Männer 82,7%). 84<br />

Insgesamt ist diese Zeit von einem starkem Rückzug und einer Schwächung<br />

der Gewerkschaften geprägt, die viel an Mitgliedern und Gestaltungskraft verloren<br />

haben. Der drastische Anstieg der Arbeitslosigkeit und die Ernüchterung vie-<br />

82<br />

Hürtgen, Renate: Zwischen Disziplinierung und Partizipation: Vertrauensleute des FDGB im<br />

DDR-Betrieb, Köln/Weimar 2005, S. 176f, 314.<br />

83<br />

Dies. S. 320.<br />

84<br />

Bundesregierung: Antwort auf die Anfrage der Fraktion DIE LINKE »Steigende Erwerbstätigkeit<br />

von Frauen und ihre Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt« (Bundestagsdrucksache<br />

17/12610), Berlin <strong>2013</strong>.

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