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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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260 Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit<br />

gen geeinigt, die sogenannten Strukturanpassungsmaßnahmen. Die IG Metall<br />

verband damit die Hoffnung, dass die Stahlunternehmer ihre vage Zusage, im<br />

Gegenzug Ersatzarbeitsplätze in der Region zu schaffen, einhalten würden.<br />

Die IG-Metall-Führung stand von Anfang an dem Kampf in Rheinhausen<br />

sehr distanziert gegenüber und wurde an der Basis dafür scharf kritisiert. Um<br />

den Konflikt unter Kontrolle zu bekommen, versuchte der Krupp-Vorstand dort<br />

anzuknüpfen, wo der Gesprächsfaden mit dem Betriebsrat abgerissen war. Er<br />

suchte und bekam Hilfe im sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Johannes<br />

Rau, der sich als Vermittler anbot. Er knüpfte das an die Bedingung, dass der zu<br />

diesem Zeitpunkt stattfindende Streik sofort abgebrochen wird. Auf einer hastig<br />

einberufenen Betriebsversammlung, die nicht vorbereitet und zu der nicht ordentlich<br />

eingeladen war, verschaffte sich der Betriebsratsvorsitzende Manfred<br />

Bruckschen die notwendige Mehrheit für den Streikabbruch.<br />

Es gab keine politische Kraft im Betrieb, die in der Lage gewesen wäre, dieses<br />

Manöver zu stoppen und die dadurch ausgelöste Konfusion in der Belegschaft<br />

zu verhindern. Viel zu spät wurde versucht, eine vom Betriebsrat unabhängige<br />

Streikleitung zu wählen und darüber eine gemeinsame Diskussion zu organisieren.<br />

Daher wurden wichtige Fragen nach der Perspektive des Kampfes nicht gemeinsam<br />

besprochen. So suchte eine Mehrheit die Antwort mit Hilfe der SPD<br />

wieder in der Sozialpartnerschaft. Das Ergebnis war, dass das Stahlwerk nur etwas<br />

später als vom Vorstand geplant, wegen überraschend guter Konjunkturentwicklung,<br />

geschlossen wurde.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die Situation heute unterscheidet sich in vielem gegenüber der damaligen. Alle<br />

Bundesregierungen haben in den zurückliegenden Jahrzehnten die Defensive, in<br />

der sich die Gewerkschaften befinden, genutzt, um deren Handlungsspielraum<br />

einzuengen und die Beschäftigten mit der Agenda 2010 massiv unter Druck zu<br />

setzen. Für die heutige Diskussion um die Perspektiven im Kampf gegen Arbeitslosigkeit<br />

lassen sich aus den Erfahrungen, die in den Kämpfen von Ende<br />

der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre gemacht worden sind, trotzdem wichtige<br />

Schlüsse ziehen.<br />

Der Kampf um Rheinhausen hat gezeigt, dass bei Entscheidungen vom Management,<br />

die Existenzängste auslösen und willkürlich erscheinen, weil der Betriebsrat<br />

nicht eingebunden ist, ungeahnte Kräfte freigesetzt werden können.<br />

Das ist bis heute so, wie sich 2009 in Sindelfingen gezeigt hat, nachdem Daimler<br />

die Produktion der C-Klasse von dort verlagern wollte. Der Politikwissenschaftler<br />

Heiner Dribbusch hat das 2012 beschrieben:

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