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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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206 Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse<br />

Jahr<br />

Mitglieder<br />

Weibliche<br />

Mitglieder<br />

Weiblicher<br />

Anteil in %<br />

Veränderung<br />

weibl. Anteil<br />

zum Vorjahr<br />

1911 2.320.986 191.332 8,24 18,46%<br />

1912 2.530.390 216.462 8,55 13,13%<br />

1913 2.548.763 223.676 8,78 3,33%<br />

1914 2.052.377 203.648 9,92 -8,95%<br />

Quelle: Gisela Losseff-Tillmanns (Hrsg): Frau und Gewerkschaft, Frankfurt am Main 1982, S. 277<br />

Die anhaltende Unzulänglichkeit der Gewerkschaften, Frauen zu organisieren,<br />

warf grundlegende Fragen auf. Zum einen gab es Probleme bei der gewerkschaftlichen<br />

Organisierung von Frauen, die mit ihrer Unterdrückung, ihrer Mehrfachbelastung<br />

durch die Familie und ihrer besonderen Lage auf dem Arbeitsmarkt<br />

zu tun hatten. 1907 arbeiteten 48 Prozent der erwerbstätigen Frauen noch<br />

in der Landwirtschaft, nur 22 Prozent in der Industrie und hier nicht selten noch<br />

in Heimarbeit. 9 Prozent waren in Handel und Verkehr tätig, 15 Prozent als<br />

Dienstmädchen in privaten Haushalten. 39 Frauen arbeiteten meist nur vorübergehend<br />

bis zur Schließung der Ehe. Hinzukam, dass es Frauen bis 1908 verboten<br />

war, sich politisch zu betätigen – dies wirkte auch in die Gewerkschaftsarbeit hinein.<br />

Zum anderen war weiterhin innerhalb der Gewerkschaften strittig, wie man<br />

sich zur Erwerbsarbeit der Frauen und ihrer gewerkschaftlichen Organisierung<br />

stellte. 1900 gab es noch drei Gewerkschaften, die per Statut die Mitgliedschaft<br />

von Frauen ausschlossen. Vor allem aber existierte eine Kluft zwischen dem Bekenntnis,<br />

Frauen zu organisieren, und der tatsächlichen gewerkschaftlichen Praxis.<br />

Clara Zetkin und andere kämpften für Frauenkommissionen, die die Frauen<br />

nicht separat organisieren, sie aber gezielt ansprechen sollten. Ein Antrag auf<br />

dem Gewerkschaftskongress 1905, die »Agitation unter den Arbeiterinnen mit<br />

mehr Energie und Ausdauer zu betreiben« und dafür gewerkschaftliche »Vertrauenspersonen«<br />

zu wählen, erhielt jedoch keine Mehrheit. 40 Hinter der ablehnenden<br />

oder zurückhaltenden Haltung verbarg sich eine starke defensive Strömung innerhalb<br />

der Arbeiterbewegung, die die Frage der arbeitenden Frau stets nur unter<br />

dem Gesichtspunkt des Konkurrenzdrucks sah. Anders die proletarische Frauenbewegung<br />

unter Clara Zetkin, die einen Emanzipationsgedanken trug und in der<br />

Erwerbstätigkeit der Frau eine Grundbedingung für ihre Eigenständigkeit und in<br />

der gemeinsamen Organisierung eine Voraussetzung für die gemeinsame Überwindung<br />

der Klassengesellschaft sah.<br />

39<br />

Losseff-Tillmanns, Frauenemanzipation und Gewerkschaften, S.56.<br />

40<br />

Losseff-Tillmanns, Frau und Gewerkschaft, S. 34. Dort der Antrag im Original S. 74ff.

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