05.11.2013 Aufrufe

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Strategien gewerkschaftlicher Erneuerung 75<br />

und auf diese Weise auch Spaß an gemeinsamen Kampferfahrungen zu gewinnen<br />

und aus Kämpfen gemeinsam zu lernen, könnte Ehren- und Hauptamtliche<br />

motivieren, so fach- und gewerkschaftsübergreifend zu arbeiten. Das Problem<br />

der Fragmentierung und Zerstückelung insbesondere der Tarifarbeit wird auch<br />

auf der Führungsebene erkannt. So entwirft Gerold Haag von der tarifpolitischen<br />

Grundsatzabteilung in dem Papier »Tarifinitiative 2015« folgende Vision: 67<br />

Ver.di wird ab dem Tarifjahr 2015 jährlich zwei fachbereichsübergreifende Tarifkampagnen<br />

durchführen. Die Kampagnen haben jeweils einen Starttermin und einen beabsichtigten<br />

Endtermin, der vom Bundesvorstand mindestens 12 Monate vor Kampagnenbeginn<br />

verbindlich festgelegt wird. Ziel jeder Kampagne ist es, im Kampagnenzeitraum<br />

die teilnehmenden Tarifbereiche von der Kündigung bis zum Tarifabschluss<br />

übergreifend zu begleiten und zu unterstützen.<br />

Eine Tarifkampagne wird jeweils im Frühjahr und die zweite im Herbst positioniert.<br />

Die Kampagnen haben eine Dauer von maximal vier Monaten. Die Sommerurlaubs-<br />

und Weihnachtszeit sind kampagnenfrei.<br />

Die teilnehmenden Tarifbereiche steuern ab <strong>2013</strong> verbindlich die Laufzeiten ihrer<br />

Tarifverträge so, dass der Kündigungszeitpunkt auf den Beginn der jeweils kommenden<br />

Kampagne fällt.<br />

Diese Vision scheint bis jetzt in weiter Ferne – gerade weil die langen Laufzeiten<br />

und die Fragmentierung ja nicht Ursache einer Mobilisierung hemmenden Strategie<br />

sind, sondern Ergebnis einer sozialpartnerschaftlichen Politik. Aber sie zeigt<br />

vielleicht an, dass es viele Gewerkschaftssekretäre und Aktive gibt, die genau hier<br />

ansetzen wollen und versuchen wollen Kämpfe gemeinsam durchzuführen. Zwar<br />

lassen sich wichtige Laufzeiten und Tarifverträge nicht lokal koordinieren, da sie<br />

bundesweit aufgestellt werden. Aber trotzdem wäre eine systematisches Einreißen<br />

von der Fragmentierung und langfristige gemeinsame Kampfplanungen ein<br />

erster Schritt, um lokal zu einer kämpferischen Gewerkschaftskultur zu kommen.<br />

In der Tarifrunde des Einzelhandels in diesem Jahr zeigen sich erste Ansätze, wie<br />

eine solche Herangehensweise aussehen kann. So wurde in Hannover ein Aktionsrat<br />

gegründet, bei dem alle ver.di-Fachbereiche, aber auch alle sonstigen Gliederungen<br />

(wie Senioren, Jugend, Frauen) eingeladen sind, den Großkonflikt im<br />

Einzelhandel gemeinsam zu führen. Zunächst erfolgte eine systematische betriebsinterne<br />

Mobilisierung der Beschäftigten. In einer zweiten Phase soll der<br />

Aktionsrat dann für gewerkschaftlich und politisch Interessierte geöffnet werden<br />

und jede Woche soll ein fester »after-work«-Aktionstag stattfinden. 68 Dem liegt<br />

zu Grunde, dass ver.di in vielen Filialen so schlecht aufgestellt ist, dass sie Hilfe<br />

sonalräten gegen prekäre Arbeit an der 250 Menschen teilnahmen.<br />

67<br />

Hoog, Gerold: Tarifinitiative 2015. Tarifpolitische Kräfte in ver.di gezielt nutzen und einsetzen.<br />

Arbeitspapier<br />

68<br />

Siehe Geißler, Jeannine: Mehr Solidarität leben. In Marx 21 Nr. 30 April <strong>2013</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!