MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013
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Strategien gewerkschaftlicher Erneuerung 65<br />
Bei den Wahlen 2009 erhielt die LINKE unter gewerkschaftlich organisierten<br />
Arbeitern 17 Prozent der Stimmen, unter Gewerkschaftsmitgliedern insgesamt<br />
waren es 15 Prozent. 56 Das sind 928.000 Gewerkschaftsmitglieder, die 2009 die<br />
LINKE gewählt haben. Noch interessanter ist, dass die LINKE gerade unter<br />
Gewerkschaftsmitgliedern und Betriebsräten gut verankert ist. So definieren sich<br />
in einer Untersuchung 2007 (also zu einer Zeit, als die Ergebnisse noch nicht so<br />
hoch waren wie 2009, also eher vergleichbar mit dem Stand der Wahlumfragen<br />
<strong>2013</strong>) nur 2 Prozent der westdeutschen Wähler als »Anhänger« der LINKEN –<br />
was eine gefestigte Unterstützung der Partei bedeutet und nicht nur eine Wechselwählerschaft<br />
anzeigt. Unter Betriebsräten sind es doppelt so viele, also 4 %. Es<br />
gibt in Deutschland ungefähr 200.000 Betriebsräte aus 100.000 Betrieben. 4 Prozent<br />
davon sind ungefähr 8.000 Betriebsräte. Berücksichtigt man, dass laut der<br />
gleichen Studie in Ostdeutschland 40 Prozent der Betriebsräte sich als Anhänger<br />
der LINKEN bezeichnen, dann ist die Zahl der LINKE-Anhänger unter Betriebsräten<br />
wahrscheinlich bundesweit zwischen 10.-12.000 anzusetzen. 57<br />
Wegen dieser Verankerung in den Gewerkschaften – insbesondere bei aktiven<br />
Gewerkschaftern – halten wir die Entstehung der Partei DIE LINKE für eine<br />
historische Chance für die antikapitalistische und sozialistische Linke in Deutschland.<br />
Erstmals seit langer Zeit ist eine politische und organisatorische Alternative<br />
zur sozialdemokratischen Hegemonie in der Arbeiterbewegung in Deutschland<br />
entstanden. Und zwar eben nicht durch Maskerade und Selbstverwandlung, sondern<br />
durch einen organischen und authentischen politischen Bruch- und Differenzierungsprozess<br />
innerhalb und aus der Arbeiterbewegung heraus.<br />
Allerdings gibt es auch Probleme: Zwar brachen die Gewerkschafter, die die<br />
WASG gründeten, mit dem konkreten Inhalt der bürgerlichen Politik der SPD-<br />
Politik (Agenda 2010, Bundeswehreinsätze etc.) und schufen eine neue Partei<br />
links der Sozialdemokratie. Gleichzeitig bestehen Kernelemente eines sozialdemokratischer<br />
Politikverständnisses fort. Das wichtigste Element davon ist die<br />
Trennung von Politik und Ökonomie, wie sie etwa Klaus Ernst in der Dezemberausgabe<br />
des Disput vorbringt: »DIE LINKE muss die Interessenvertretung der<br />
abhängig Beschäftigten im Parlament sein. Die Gewerkschaften sind deren Interessenvertretung<br />
am Arbeitsplatz. Das sind für mich zwei Seiten derselben Medaille.«<br />
58 Die LINKE hat hunderte Gewerkschaftsaktivisten in ihren Reihen, darunter<br />
viele hauptamtliche Funktionäre der mittleren und unteren Ebene der Apparate,<br />
aber auch viele ehrenamtliche, betriebliche Funktionäre.<br />
56<br />
Hauptvorstand der IG Metall: Berlin aktuell. Ergebnisse der Bundestagswahl und der Landtagswahlen<br />
in Brandenburg und Schleswig-Holstein am 27. September 2009, 28.9.2009<br />
57<br />
DIW Berlin: Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 41/2008. S. 632<br />
58<br />
Ernst, Klaus: Zwei Seiten derselben Medaille DIE LINKE und die Gewerkschaften Von<br />
Klaus Ernst, disput Dezember S. 24