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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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106 Gewerkschaften bei Marx und Engels<br />

die Aufrechterhaltung der Löhne war, so formieren sich die anfangs isolierten<br />

Koalitionen in dem Maß, wie die Kapitalisten ihrerseits sich behufs der Repression<br />

vereinigen zu Gruppen, und gegenüber dem stets vereinigten Kapital wird die<br />

Aufrechterhaltung der Assoziationen notwendiger für sie als die des Lohnes. In<br />

diesem Kampf – ein veritabler Bürgerkrieg – vereinigen und entwickeln sich alle<br />

Elemente für eine kommende Schlacht. Einmal auf diesem Punkte angelangt,<br />

nimmt die Koalition einen politischen Charakter an.« 7<br />

Dass der Lohnkampf eine Quelle des Klassenbewusstseins darstellt und damit<br />

erstmals in der Geschichte die Voraussetzung für die Überwindung der Klassengesellschaft<br />

schafft, formuliert Marx wenige Jahre später. Im Sommer und<br />

Herbst 1853 überrollte eine neue Streikwelle Großbritannien. Unterschiedlichste<br />

Teile der Arbeiterklasse gingen in den Ausstand, waren es arme Mietkutscher,<br />

Bergarbeiter in Nordengland, Werftarbeiter an der Themse oder, fast schon<br />

selbstverständlich, die Arbeiter der Textilindustrie im ganzen Land.<br />

Marx betonte, dass die Streiks ihre Wirkung nicht verfehlten. Das erste Mal seit<br />

Jahrzehnten verbesserte eine ganze Generation wenig ausgebildeter oder ungelernter<br />

Arbeiter ihre soziale Position. Hintergrund war eine Veränderung im<br />

Gleichgewicht der Klassenkräfte: Eine Auswanderungswelle nach Amerika hatte<br />

den Arbeitsmarkt ausgedünnt und ein anhaltender wirtschaftlicher Aufschwung<br />

machte die Ware Arbeitskraft zusätzlich wertvoll. Die Angst vor Arbeitslosigkeit<br />

sank und das gestärkte Selbstbewusstsein konnte in Kampfkraft übersetzt werden.<br />

Marx beobachtete: »Die ständigen Erfolge dieser Streiks trugen zu ihrer<br />

Verbreitung über das ganze Land bei […]« 8 Und mit ihnen entwickelten sich<br />

auch die Koalitionen der Arbeiter »rapide und in einem beispiellosen Ausmaße.« 9<br />

Doch dabei würde es nicht bleiben. Im Kapitalismus wechseln Boom und Krise<br />

einander ab und die nächste wirtschaftliche Depression ließe nicht lange auf<br />

sich warten. Die Arbeiter würden bald »ihre ganze Schwere zu verspüren bekommen«<br />

und dann »sehr aussichtslos gegen Lohnherabsetzungen zu kämpfen haben«.<br />

»Doch dann«, so Marx’ Hoffnung, »wird ihre Aktivität bald auf die politische Ebene<br />

übergreifen, wobei die in Streiks geschaffenen neuen Gewerkschaftsorganisationen<br />

für sie von unschätzbaren Wert sein werden.« 10<br />

Hier wird deutlich: Für Marx erschöpft sich die Bedeutung der Lohnkämpfe<br />

nicht in ihren unmittelbaren Ergebnissen. Aus ihnen gewinnen die Arbeiter<br />

Kraft und das Bewusstsein, zu einer starken Klasse zu gehören. Die aus dem<br />

Steigen und Fallen der Arbeitslöhne fortwährend resultierenden Konflikte, so<br />

Marx, halten »den Kampfgeist der Arbeiterklasse lebendig« und führen dazu,<br />

7<br />

Marx, MEW, Bd. 4, S. 180.<br />

8<br />

Marx, in der New-York Daily Tribune vom 17. Oktober 1853, MEW, Bd. 9, S. 345.<br />

9<br />

Marx, Tribune vom 14. Juli 1853, MEW, Bd. 9, S. 169.<br />

10<br />

Marx, Tribune vom 17. Oktober 1853, MEW, Bd. 9, S. 346.

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