05.11.2013 Aufrufe

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

316 Portugal: Von der Mobilisierung zum Widerstand<br />

Diese Plattform bringt jedoch kurzfristig (mittel- und langfristig sowieso) Probleme<br />

mit sich. Die KP ist äußerst sektiererisch und unwillens, irgendwelche Projekte<br />

zu unterstützen, die sie nicht kontrollieren kann (ihr Verhältnis zum Bloco war<br />

immer bestenfalls ein misstrauisches). Die PS ist gar nicht an der Macht (im Gegensatz<br />

zur PASOK in Griechenland, als SYRIZA dort zu einer linken Regierung<br />

aufrief) und würde den vier Punkten sowieso nicht zustimmen, da sie selbst das<br />

Memorandum mit unterzeichnet hat. Mittlerweile ist die PS damit beschäftigt,<br />

sich rhetorisch ein linkeres Image zuzulegen, um den Bloco zu marginalisieren –<br />

warum sollte sie sich an einer Linksregierung beteiligen?<br />

Aber abgesehen von diesem politischen Kalkül liegt das Hauptproblem im<br />

Fehlen einer Widerstandsbewegung an der Basis. Wenn der Ruf nach einer linken<br />

Regierung auf der Annahme beruht, dass dazu eine erdbebenartige Verschiebung<br />

der politischen Landschaft Portugals im Zuge wachsender Mobilisierung und<br />

Widerstands notwendig ist, dann müsste dieser Widerstand schon vorhanden<br />

sein, bevor eine potenzielle Linksregierung überhaupt eine soziale Basis hätte.<br />

Die portugiesische Linke hat bedeutende Momente der Mobilisierung erlebt, diese<br />

haben sich aber nicht in einem organisierten Widerstand niedergeschlagen.<br />

Dagegen mit einer institutionell-parlamentarischen Lösung angehen zu wollen,<br />

heißt, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Bevor wir von einer politischen Wende<br />

reden können, müssen wir dafür das Fundament schaffen.<br />

Im Jahr 2012 wurde eine Umfrage zur Qualität der Demokratie in Portugal<br />

veröffentlicht. 4 Die Ergebnisse sind sehr interessant und liefern einige Anhaltspunkte<br />

dafür, wie wir unsere Strategie formulieren könnten. 78 Prozent der Teilnehmer<br />

stimmten der Aussage zu, dass die Politiker nur die eigenen Interessen<br />

verfolgen, 77 Prozent waren der Meinung, dass die wichtigsten politischen Entscheidungen<br />

die Großkonzerne begünstigten. Heraus kam auch ein enormes<br />

Misstrauen den Parteien gegenüber, während den sozialen Bewegungen eher zugetraut<br />

wird, die Sorgen der Menschen zu vertreten. Das öffentliche Vertrauen in<br />

demokratische Institutionen schwindet zusehends, nicht zuletzt, weil die portugiesische<br />

Regierung als Geisel der internationalen Institutionen gesehen wird. In<br />

dieser Situation ist die Suche nach einer ausschließlich oder auch nur primär institutionellen<br />

Lösung außerordentlich problematisch und beschränkt. Wahlen<br />

und parlamentarische Manöver verändern die Gesellschaft nicht grundlegend –<br />

was das Verhältnis der Menschen zur Politik ändert, sind Aktivismus, gemeinsame<br />

Erfahrungen und Organisation.<br />

Der Bloco muss das immense Potenzial seiner Aktivistinnen und Aktivisten<br />

einsetzen, um vor Ort Strukturen zu schaffen, die in der Lage sind, breit angelegte<br />

Kampagnen zur Verteidigung lokaler Institutionen und öffentlicher Güter zu<br />

4<br />

Pinto, Magalhães, Sousa, and Gorbunova, 2012: »A Qualidade da Democracia em Portugal: A<br />

perspectiva dos Cidadãos«

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!