MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013
MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013
MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
74 Strategien gewerkschaftlicher Erneuerung<br />
Eintritt der Streikaktivisten. Allerdings ist die LINKE bis jetzt keine Kraft, die<br />
praktisch in Kämpfe interveniert und die Erfahrung von Kämpfen diskutiert und<br />
zu verallgemeinern sucht. Oft bestimmen parlamentarische Kalender und Anforderungen<br />
und Wahlkämpfe die Praxis der LINKEN. Es wäre zu wünschen,<br />
wenn sich in der LINKEN diejenigen sammeln und um konkrete Projekte formieren,<br />
die der Ansicht sind, dass die LINKE eine Verantwortung für den kämpferischen<br />
Wiederaufbau der Arbeiterbewegung hat, also die Trennung – hier gewerkschaftliche<br />
Arbeit, dort Parteiarbeit – nicht akzeptieren.<br />
3. Streiks und Gewerkschaften demokratisieren<br />
Bernd Riexinger hat mit linken Gewerkschaftssekretären und ehrenamtlichen<br />
Aktivisten in seiner Zeit als ver.di-Geschäftsführer eine Kultur demokratischer<br />
und aktivierender Tarifbewegungen entwickelt (siehe oben). Dieses Konzept<br />
setzt damit an einem neuralgischen Punkt an. Denn in den letzten Jahren wurden<br />
wichtige Tarifbewegungen von der Führung abgeblasen, bevor sie ihr Potenzial<br />
entfalten konnten, obwohl sie von vielversprechenden Mobilisierungen begleitet<br />
waren (ver.di-Tarifrunde 2012, IGM-Tarifbewegung 2012). 65 Gleichzeitig sind in<br />
Tarifkommissionen neben Hauptamtlichen auch die freigestellten Betriebsräte<br />
vorherrschend, die oft sehr sozialpartnerschaftlich geprägt sind. Hier eine Demokratisierung<br />
und Aktivierung der Tarifbewegungen zu fordern und zu einem<br />
prominenten Profil der Linken in den Gewerkschaften zu machen, birgt viel positiven<br />
Konfliktstoff mit denjenigen, die sich vor zu viel Kontrolle durch die Basis<br />
schützen wollen. 500 Besucher auf der Konferenz »Erneuerung durch Streik«,<br />
in dessen Zentrum die Demokratisierung von Streikbewegungen stand, zeigen,<br />
dass diese Herangehensweise auf große Resonanz stößt.<br />
Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, diesen Impuls in zwei Richtungen weiterzuentwickeln.<br />
Einerseits lässt das Beispiel ver.di-Stuttgart hoffen, dass es möglich<br />
ist, auf regionaler Ebene um eine aktivierende Gewerkschaftskultur zu kämpfen.<br />
Bei ver.di-Stuttgart hat sich eine Tradition entwickelt, dass sowohl unter Ehrenamtlichen<br />
wie unter Hauptamtlichen Streiks und Tarifrunden systematisch gemeinsam<br />
angegangen werden, statt die Fragmentierung und Zerstückelung des<br />
Tarifwesens weiter hinzunehmen. 66 Sich gegenseitig Hilfestellungen zu leisten<br />
65<br />
Siehe hierzu etwa die Kritik von Bernd Riexinger in: Riexinger, Bernd: Zustimmung und Ableh -<br />
nung. Zum Tarifergebnis im öffentlichen Dienst, in: Sozialismus 2012, 39 Jg., Heft 364, S. 36-39<br />
66<br />
Neben den oben genannten Streikleitungen, die Konflikte langfristig vorbereiten, bzw. Kampagnenräten,<br />
die versuchen in politische Kampagnen etwa gegen Privatisierungen kommunaler Unternehmen<br />
Aktive aus verschiedenen Fachbereichen zusammenzuführen veranstaltet der Bezirk<br />
Stuttgart von verdi auch außergewöhnlich viele politische Veranstaltungen. Interessant ist etwa<br />
ein fachbereichsübergreifendes Bündnis zum Thema prekäre Arbeit unter dem Namen »prekärwochen«<br />
(http://prekaerwochen.blogspot.de/). Diese veranstaltete verschiedene Aktionen und<br />
begleitete betriebliche Kampagnen und organisierte u.a. eine Konferenz von Betriebs- und Per-