05.11.2013 Aufrufe

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit 261<br />

Die Antwort der Beschäftigten waren mehrtägige betriebliche Proteste und Arbeitsniederlegungen,<br />

denen sich andere Daimler-Belegschaften in der Region anschlossen.<br />

Die Verlagerungsdrohung wurde als Grenzüberschreitung und existenzielle Bedrohung<br />

wahrgenommen. Die Wucht, mit der die Proteste ausbrachen, unterstrich,<br />

welch betriebliches Widerstandspotential mobilisierbar war, sollten bestimmte rote<br />

Linien überschritten werden. Der anschließende Kompromiss dehnte für Sindelfingen<br />

den konditionierten Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2020 aus. 43<br />

Der spontane Kampf bietet die Chance, eine Entwicklung auszulösen, die zu<br />

mehr Skepsis und damit auch Wachsamkeit gegenüber der Betriebsleitung führt.<br />

Das kann eine viel bessere Ausgangssituation für weitere Abwehrkämpfe zur Folge<br />

haben, denn Betriebsschließungen kündigen sich meistens vorher an. Oft gehen<br />

ihnen Entlassungen voraus, die damit begründet werden, dass damit die verbleibenden<br />

Arbeitsplätze gesichert werden.<br />

Der spontane Kampf ist aber kein Ersatz für gewerkschaftliche Basisstrukturen,<br />

in denen sich die klassenbewusstesten Kollegen zusammenschließen. Der<br />

Stahlarbeiterstreik im Winter 1978/79 ist von einer starken Minderheit klassenbewusster<br />

Gewerkschaftsmitglieder, die vor allem unter den Vertrauensleuten zu<br />

finden waren, getragen worden. Diese starke Minderheit gibt es heute nicht<br />

mehr. Sie lässt sich nicht herbeireden, aber es können die Voraussetzungen geschaffen<br />

werden, damit sich wieder eine bilden kann.<br />

Zwei Themenfelder stehen bei der Diskussion im Mittelpunkt. Das eine sind<br />

die Kämpfe gegen Entlassungen oder Werksschließungen auf betrieblicher Ebene,<br />

das andere sind die Diskussionen um Forderungen, die geeignet sind, die Arbeiterklasse<br />

zusammenzuführen und so die Trennung nach Betrieben und Branchen<br />

überwinden helfen.<br />

Die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung, so wie die 35-Stunden-Woche<br />

mit vollem Lohnausgleich, ist grundsätzlich gut geeignet, die Grundlage für<br />

einen gemeinsamen Kampf zu bilden. Das hat sich 1979 und 1984 gezeigt. Doch<br />

die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung ist diskreditiert worden und wird heute<br />

mit Leistungsverdichtung, Flexibilisierung und Lohneinbußen in Verbindung<br />

gebracht. Die Forderung nach einer 30-Stunden-Woche, wie sie von Mohssen<br />

Massarrat und Heinz-Josef Bontrup in ihrem »Manifest zur Bekämpfung der<br />

Massenarbeitslosigkeit« 44 vorgeschlagen wird, hat nur dann eine Chance, von einer<br />

Mehrheit der abhängig Beschäftigten akzeptiert zu werden, wenn sie zweifelsfrei<br />

ohne Lohnverzicht auskommt und gesichert ist, dass sie keine Leistungsverdichtung<br />

zur Folge hat. In dem »Manifest« wird deswegen auch gefordert,<br />

43<br />

Heiner Dribbusch, »Sozialpartnerschaft und Konflikt: Gewerkschaftliche Krisenpolitik am Beispiel<br />

der deutschen Automobilindustrie«, in: Zeitschrift für Politik, München 59 Jg. 2/2012, S. 137.<br />

44<br />

Heinz-J. Bontrup, Mohssen Massarrat (Hrsg.), »Arbeitszeitverkürzung jetzt! 30-Stunden-Woche<br />

fordern!«, Bergkamen <strong>2013</strong>, S. 10ff.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!