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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Die Klassenkämpfe in Europa 295<br />

lichen Dienst, an der sich im Frühjahr 2008 400.000 Angestellte, Lehrer und<br />

Hochschuldozenten beteiligt hatten, gefolgt von einem zweitätigen Streik im<br />

Sommer desselben Jahres mit 650.000 kommunalen Angestellten. Als die Krise<br />

in der Privatwirtschaft spürbar wurde, kam es 2009 zu einer Vielzahl ungewöhnlich<br />

militanter Streiks, einigen Besetzungen von Schließung bedrohter Fabriken<br />

und Aktionen bei Ölraffinerien und auf Baustellen. Der Funke sprang aber nicht<br />

über, und das Streikniveau insgesamt blieb miserabel: In den zwölf Monaten bis<br />

März 2011 gab es die geringste Zahl an Streiktagen seit Beginn der Aufzeichnung<br />

im Jahr 1931.<br />

Ende 2011 jedoch war die Zahl mittlerweile auf den höchsten Wert in zwei<br />

Jahrzehnten geklettert, fast ausschließlich aufgrund einer Reihe eintägiger Streiks<br />

im öffentlichen Dienst. Politisch stand dies im Zusammenhang mit den Wahlen<br />

im Mai 2010, die eine Koalition aus Konservativen und Liberalen Demokraten<br />

an die Regierung brachten. Diese Koalition war schwach, konnte sich nur auf ein<br />

begrenztes Mandat stützen und war entschlossen, Kürzungen durchzusetzen, zu<br />

denen auch ein Angriff auf die Renten gehörte, was den geschlossenen Widerstand<br />

des öffentlichen Dienstes hervorrief.<br />

In diesem Kontext trugen die Aktivitäten kleinerer Gewerkschaften, in denen<br />

Sozialisten ein größeres Gewicht hatten, dazu bei, die größeren Gewerkschaften<br />

so unter Druck zu setzen, dass sie den Kampf um die Renten aufnahmen. Die<br />

Gewerkschaft der Hochschullehrer UCU hielt im März 2011 einen landesweiten<br />

Streik ab. Im selben Monat unterstützte der TUC den Protest einer Viertelmillion<br />

Menschen in London. Ein Slogan, der an diesem Tag besonders gut ankam, lautete:<br />

»Wir sind gemeinsam marschiert, nun lasst uns gemeinsam streiken!« Im<br />

Juni organisierten die UCU, PCS und NUT einen abgestimmten eintägigen Streik<br />

von 750.000 Beschäftigten. Nun traten die großen Bataillone der Gewerkschaftsbewegung<br />

in Aktion, und am 30. November traten 2,5 Millionen Beschäftigte aus<br />

23 Gewerkschaften in einen Streik, dem sich die Gewerkschaften Unison, Unite<br />

und GMB in weiten Teilen des öffentlichen Dienstes anschlossen. Dies war der<br />

größte Streik in Großbritannien seit 1926, und überall im Land gab es lebendige<br />

Demonstrationen. 62<br />

In den folgenden Wochen allerdings zeigte sich die andere Seite der Gewerkschaftsbürokratie.<br />

Kurz vor Weihnachten unterzeichneten die größeren Gewerkschaften<br />

einen Rahmenvertrag mit der Regierung, um die Auseinandersetzungen<br />

zu beenden. Diesmal konnten die großen Gewerkschaften Druck auf die kleineren<br />

ausüben, um die Aktivitäten einzudämmen. Die Linke konnte die Niederlage<br />

im Frühjahr 2012 nur noch etwas abfedern, indem sie im Mai einen Hochschullehrerstreik<br />

organisierte, dem sich einige Angestellte im öffentlichen Dienst und<br />

62<br />

Eine Untersuchung von 60 der rund 100 Demonstrationen an diesem Tag zeigte, dass 300.000<br />

Menschen zur Unterstützung der Streiks auf die Straßen zogen. Siehe Kimber, 2012.

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