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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Portugal: Von der Mobilisierung zum Widerstand 307<br />

nenkonflikt abzutun. Es gelang, eine wirklich generationenübergreifende Solidarität<br />

herzustellen. Die Demonstration umfasste junge, prekarisierte Arbeiter zusammen<br />

mit ihren Eltern und Großeltern, die aus Solidarität dabei waren, aber<br />

auch deswegen, weil sie ihre eigene Ablehnung der von der regierenden Sozialistischen<br />

Partei (PS) vorgeschlagenen Kürzungen zum Ausdruck bringen wollten.<br />

Einen Teil ihres Erfolgs verdankte die Demonstration der medialen Aufmerksamkeit<br />

im Vorfeld – unmittelbar im Gefolge des Arabischen Frühlings und der<br />

breiten Debatte über die Rolle der neuen Medien bei der Organisierung von Protesten.<br />

Denn hier war ja ein ähnlicher Mechanismus am Werk, der viel Aufsehen<br />

auf sich zog. Außerdem litt die PS-Regierung von José Sócrates nach mehreren<br />

Kürzungsrunden unter einem enormen Vertrauensverlust. Die Medien halfen der<br />

Mobilisierung aus dem Kalkül, der Regierung zu schaden, verloren aber schnell<br />

das Interesse daran, als die Demonstration einmal vorbei war.<br />

Es wäre allerdings ein Fehler, den Erfolg der Demonstration allein der medialen<br />

Aufmerksamkeit zuzuschreiben. Der 12. März steht auch für eine neue Herangehensweise<br />

an die Mobilisierung. Wegen seines unbestimmten Charakters zog<br />

sie ein breites Spektrum von Menschen und Bevölkerungsschichten weit über<br />

den üblichen Wirkungskreis der Gewerkschaften und linken Parteien hinaus an.<br />

Daher auch der enorme Argwohn der Gewerkschaften und der Kommunistischen<br />

Partei gegenüber einer Massenbewegung, die sich ihrer Kontrolle entzog.<br />

Bemerkenswert ist, dass die allgemeine Unzufriedenheit und die vielerorts geäußerte<br />

Kritik an den demokratischen Institutionen keinen Niederschlag in den<br />

Parlamentswahlen am 5. Juni 2011 fanden. Der Inhalt des Troika-Memorandums<br />

(das die PS, die rechts stehende PSD der portugiesischen Sozialdemokraten und<br />

die konservative christdemokratische CDS bereits vor den Wahlen unterzeichnet<br />

hatten) wurde erst lange nach den Wahlen veröffentlicht, so dass die meisten<br />

Wähler dessen Bedeutung nicht einschätzen konnten. Das allgemein herrschende<br />

Gefühl der Unvermeidlichkeit und Notwendigkeit der Kürzungsmaßnahmen, um<br />

die portugiesische Wirtschaft zu »retten«, trugen das Ihre dazu bei, die linken<br />

Gegner des Memorandums zu marginalisieren: Blocos Stimmenanteil fiel von<br />

fast 10 Prozent noch im Jahr 2009 auf nur noch 5,2 Prozent, bei einer Wahlenthaltung<br />

von 40 Prozent. Die Kommunisten mit ihrer sehr gefestigten Basis<br />

konnten ihr früheres Wahlergebnis halten, gewannen aber keine neuen Stimmen<br />

hinzu. Auf die Gründe für den tiefen Absturz des Bloco gehen wir weiter unten<br />

ein. Dennoch kann man festhalten, dass die Mobilisierung des 12. März eine sehr<br />

aufmunternde Erfahrung war, die die sozialen Bewegungen mit der nötigen Frischluft<br />

versorgte.

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