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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse 195<br />

dialektischen Materialismus, in der er davon ausgeht, dass es »nicht das Bewusstsein<br />

der Menschen« sei, das ihr Sein bestimmt, »sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches<br />

Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.« 5 Sexismus kann demnach in<br />

Klassengesellschaften aufkommen, in denen Frauen strukturell unterdrückt werden.<br />

Gleichzeitig dient die Ideologie, dass das weibliche Geschlecht dem männlichen<br />

unterlegen sei, zur Aufrechterhaltung dieser Strukturen. Frauenunterdrückung<br />

ist also nicht nur auf einer Bewusstseinsebene verankert, sondern ein<br />

struktureller Teil von Klassengesellschaften.<br />

Formale – das heißt: politische und rechtliche – Gleichheit bedeutet demnach<br />

nicht auch schon soziale Gleichheit und Aufhebung von Formen sexistischer<br />

Unterdrückung. Und Einbindung in die gesellschaftliche Produktion bedeutet<br />

nicht Gleichstellung in der Produktionssphäre.<br />

Ein genauerer Blick auf die Zahlen weiblicher Erwerbstätigkeit macht dies<br />

deutlich.<br />

Die andauernde Frauenunterdrückung<br />

Noch immer liegt der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von weiblichen<br />

Arbeitnehmerinnen deutlich unter dem von Männern. Laut Statistischem Bundesamt<br />

erzielten Frauen im Jahr 2012 mit 15,21 Euro einen durchschnittlichen<br />

Bruttostundenverdienst, der um 22 Prozent unter dem der Männer lag, die<br />

durchschnittlich 19,60 Euro verdienen. Damit ist der Gender Pay Gap (zu<br />

Deutsch etwa: Geschlechtereinkommenslücke) in Deutschland im europäischen<br />

Vergleich mit am größten. Nur noch Estland (28 Prozent), Tschechien und Österreich<br />

(je 26 Prozent) liegen dahinter.<br />

Schaut man sich die Zahlen im Detail an, so muss diesbezüglich zwischen einem<br />

»bereinigten« und einem »unbereinigten« Gender Pay Gap ausgegangen<br />

werden.<br />

Der »bereinigte« Gender Pay Gap liefert Aussagen über die Höhe des Verdienstunterschiedes<br />

zwischen weiblichen und männlichen Arbeitnehmern mit vergleichbaren<br />

Qualifikationen. 6 In Zahlen bedeutete dies für das Jahr 2012, dass<br />

Arbeitnehmerinnen, auch mit gleicher Qualifikation bei Ausübung der gleichen<br />

Tätigkeit pro Stunde 7 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. 7<br />

Der »unbereinigte« Gender Pay Gap betrachtet hingegen den geschlechtsspezifischen<br />

Verdienstunterschied in allgemeiner, struktureller Form. Durch ihn lassen<br />

sich zwei Drittel des Verdienstabstandes zwischen Männern und Frauen erklären.<br />

Hier wird beispielsweise jener Teil des Verdienstunterschiedes erfasst, der auf<br />

5<br />

Marx, Karl/Engels, Friedrich: Werke. Band 13, 7. Auflage Berlin (Ost) 1971, S. 7.<br />

6<br />

Statistisches Bundesamt: Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen 2006, Wiesbaden<br />

2010, S. 49ff.<br />

7<br />

Vgl. ebd.

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