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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Die Arbeiterklasse heute 135<br />

Solche Fragmentierungen und Segmentierungen der Arbeiterklasse sind allerdings<br />

ebenfalls keine Neuheiten in der Geschichte des Kapitalismus. In der<br />

Frühphase des Kapitalismus gab es vielfach Frauen- und Kinderarbeit in den Betrieben<br />

mit innerbetrieblichen Lohnunterschieden zwischen 10 und 15 Prozent.<br />

Rund um den Ersten Weltkrieg war die Lohnspreizung zwischen Facharbeitern<br />

und ungelernten Kräften riesig und auch die regionalen Unterschiede waren größer<br />

als heute. Nichtsdestotrotz gibt es eine Segmentierung insbesondere im Bereich<br />

der Angestellten, die aus einer bestimmten Position im Produktionsprozess<br />

hergeleitet werden kann.<br />

Arbeiterklasse, Angestellte und neue<br />

Mittelklassen<br />

Die Zusammensetzung der Arbeiterklasse ist im ständigen Wandel, da die Entwicklung<br />

des Kapitalismus zum ständigen Auf- und Abstieg bestimmter Industrien<br />

führt. Diese ständige Dynamik führt dazu, dass nicht nur immer wieder auch<br />

die Existenz der Arbeiterklasse in Frage gestellt wird, sondern auch das Bewusstsein<br />

der Beschäftigten bisweilen weit hinter den realen Kräfteverhältnissen zurückfällt.<br />

Dies gilt natürlich insbesondere für die unteren Teile der Klasse.<br />

Klaus Dörre hat die Situation im unteren Bereich so beschrieben, dass er von<br />

einer primären und einer sekundären Ausbeutung spricht. 24 Durch Werkverträge<br />

und Leiharbeit wird ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der neben der »primären<br />

Ausbeutung«, also der direkten Aneignung des Mehrwerts durch den Kapitalisten,<br />

auch einen »sekundäre Ausbeutung« ermöglicht. Mit »sekundärer Ausbeutung«<br />

ist gemeint, dass durch politisch vermittelten Zwang der Arbeitslohn unter<br />

einen bestimmten Wert gedrückt wird. Sie fühlen sich also nicht nur in einer besonders<br />

schwachen Position – sie sind es objektiv auch. Die schwache Organisation<br />

und die weitgehende Resignation in diesem Bereich verstärkt diese Position<br />

allerdings noch. Es gibt aber Beispiele, wie die streikenden Gebäudereinigerinnen<br />

in 2009 und aktuell der Streik im Wach- und Sicherheitsbereich an den Flughäfen,<br />

die dafür sprechen, dass auch die Situation der Beschäftigten in den untersten<br />

Lohngruppen und mit der geringsten gesellschaftlichen Anerkennung durch<br />

kollektive Aktionen schnell verbessert werden kann.<br />

Etwas anders sieht das bei denen aus, die zwar als »abhängig Beschäftigte« klassifiziert<br />

werden, die aber sowohl von ihrer Stellung in Produktion und Verwaltung<br />

wie auch von ihrem Einkommen nicht zur Arbeiterklasse gehören, sondern<br />

zu einer neuen Mittelklasse.<br />

24<br />

Dörre, Klaus 2010: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung, in:<br />

Thien, Hans-Günter (Hrsg.): Klassen im Postfordismus, S. 113-151.

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