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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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110 Gewerkschaften bei Marx und Engels<br />

Gewerkschaften. Im Gegenteil. In Deutschland befanden sich viele Gewerkschaften<br />

im Gründungsstadium und die Sozialdemokraten zeitgleich in ihrem Einigungsprozess.<br />

Die sozialdemokratische Partei war nach ihrer Gründung im<br />

Jahr 1875 organisch mit den Gewerkschaften verbunden. Sie verstand sich mehrheitlich<br />

als eine Organisation zum Sturz des Kapitalismus. Marx’ Aussage, dass<br />

die Gewerkschaften als Teil der Gesamtbewegung ihren »Zweck verfehlen«,<br />

wenn sie dieses Ziel aus den Augen verloren, ergab sich vor diesem Hintergrund.<br />

Allerdings entwickelte sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte die Trennung von<br />

politischem und ökonomischem Kampf weiter. In vielen entwickelten Staaten<br />

differenzierte sich die Arbeiterbewegung in einen politischen und einen gewerkschaftlichen<br />

Flügel, während sich viele Gewerkschaften auf den bloßen Tageskampf<br />

beschränkten. Diese Entwicklung war im letzten Viertel des 19. Jahrhundert<br />

verstärkt spürbar. In England allerdings gab es bis in die 1890er Jahre hinein<br />

überhaupt keine Arbeiterpartei. Dies hatte negative Rückwirkungen auf die Gewerkschaftsbewegung<br />

des Landes. Engels setzte sich mit ihr 1881 in vier Artikeln<br />

für die britische Zeitung The Labour Standard auseinander.<br />

Er beginnt dort, wo Marx in Lohn, Preis und Profit endete, dem Wahlspruch der<br />

englischen Arbeiterbewegung der vorangegangenen fünfzig Jahre: »Ein gerechter<br />

Tageslohn für ein gerechtes Tageswerk«. Habe die Losung auch in den Anfangsjahren<br />

noch gute Dienste getan, sei sie nun völlig fehl am Platze. Denn für die<br />

Ökonomen sei eine »gerechte« Entlohnung nicht das, was der Arbeiter darunter<br />

verstehen mag. Engels’ Argumentation konzentriert sich auf drei Punkte:<br />

a) Der Kapitalist kann warten, wenn er sich mit dem Arbeiter nicht über die<br />

»gerechte« Entlohnung einig wird. Schließlich hat er Reichtum angehäuft und<br />

kann von diesem zehren. Der Arbeiter kann nicht warten, da er den Lohn nur<br />

zum unmittelbaren Lebensunterhalt bezogen hat, und deshalb nicht aussetzen<br />

darf.<br />

b) Die kapitalistische Entwicklung schafft fortlaufend ein Heer unbeschäftigter<br />

Arbeiter, eine industrielle Reservearmee. Diese Unbeschäftigten üben permanent<br />

Druck auf die Löhne der beschäftigten Arbeiter aus. Arbeitslosigkeit erweist sich<br />

in jedem akuten Lohnkonflikt überhaupt als der größte Vorteil des Kapitalisten.<br />

c) Schließlich zahlt der Kapitalist die Löhne nur aus jenem Reichtum, den die<br />

Lohnarbeiter selbst geschaffen haben. Somit beinhaltet »Gerechtigkeit« im Kapitalismus<br />

stets, dass das Arbeitsprodukt in Händen jener angehäuft wird, die gar<br />

nicht selbst arbeiten. Ganz gleich wie die Lohnhöhe auch sei: Kapitalismus beruht<br />

auf der Aneignung fremder Arbeit. 18<br />

Engels stellt fest, dass die englischen Gewerkschaften, die Trade-Unions, »jetzt<br />

seit fast sechzig Jahren gegen dieses Gesetz« der »ungerechtesten Teilung des<br />

18<br />

Engels, »Ein gerechter Lohn für ein gerechtes Tageswerk«, MEW, Bd. 19, S. 248 f.

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