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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse 231<br />

ständiger Massen in die Gewerkschaft« befürchteten. 107 Clara Zetkin und Rosa<br />

Luxemburg sahen darin genau das Gegenteil, nämlich die Chance, dass damit<br />

bisher unorganisierte Teile der Arbeiterklasse aktiv werden, Erfahrungen im<br />

Klassenkampf sammeln und politische Debatte und Aufklärung befördert werden.<br />

Die beste Gewähr für eine stärkere Organisierung der Frauen ist eine kämpferische<br />

und aktivistische Gewerkschaftspolitik!<br />

Abschließend lässt sich die Haltung von Sozialisten zur Frage der Frauen und<br />

Gewerkschaften vielleicht am besten mit den Worten von Clara Zetkin auf den<br />

Punkt bringen. Sie schrieb zur Gründung der ersten gemeinsamen Gewerkschaft<br />

von Frauen und Männern im Jahr 1869:<br />

Aus der Erkenntnis, daß die Proletarierin der kapitalistischen Ordnung schutzbedürftig<br />

und kampffähig zugleich gegenübersteht, wurde das Streben geboren, die Frauen<br />

als gleichberechtigte und gleichverpflichtete Mitglieder der Internationalen Gewerksgenossenschaft<br />

für ganz Deutschland einzugliedern. 108<br />

»Schutzbedürftig«, weil die Unterdrückung und besondere Lage der Frau in der<br />

Arbeitswelt besondere Maßnahmen und Anstrengungen erfordern. »Kampffähig«,<br />

weil der weibliche Teil ebenso für seine Interessen kämpfen kann und sein<br />

Potenzial für den erfolgreichen Kampf der gesamten Klasse nötig ist.<br />

Diese Perspektive erfordert Geduld und Beharrlichkeit, gibt aber zugleich Zuversicht:<br />

Die Frauenagitation ist schwer, ist mühsam, erfordert große Hingabe und große Opfer,<br />

aber diese Opfer werden belohnt werden und müssen gebracht werden. Denn<br />

wie das Proletariat seien Befreiung nur erlangen kann, wenn es zusammen kämpft<br />

ohne Unterschied der Nationalität, ohne Unterschied des Berufs, so kann es seine<br />

Befreiung auch nur erlangen, wenn es zusammensteht ohne Unterschied des Geschlechts.<br />

109<br />

Diese Worte stammen aus einer Rede von Clara Zetkin auf dem Parteitag der<br />

Sozialdemokratischen Partei 1896 in Gotha. Der Parteitag beschloss damals, ihre<br />

Rede als Broschüre zu drucken. Heute für die SPD undenkbar, für uns aber ein<br />

aufzubewahrendes Erbe, das es aktiv zu nutzen gilt!<br />

Die Streiks der Erzieherinnen, Verkäuferinnen, Reinigungsfrauen und Krankenschwestern<br />

heute sind ermutigende Beispiele. Sie zeigen ein enormes Potenzial<br />

auf sowohl der Selbstbefähigung als auch möglichen Veränderung und Bereicherung<br />

der Arbeiterbewegung. Es deutet einiges daraufhin, dass in vielen<br />

Dienstleistungsberufen mit meist mehrheitlich weiblich Beschäftigten sich derzeit<br />

historisch ein Fenster öffnet für ein neues Selbst- und Klassenbewusstsein.<br />

107<br />

Vgl. Bauer, Clara Zetkin, S. 71.<br />

108<br />

Zetkin, Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung, S. 128.<br />

109<br />

Bauer, Clara Zetkin, S. 218.

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