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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Das Potenzial der weiblichen Arbeiterklasse 197<br />

und Sozialwesen sowie in Erziehung, Pflege und Bildung. 11 Vor allem in letzteren<br />

stellen Frauen mehr als zwei Drittel der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.<br />

Auch in Tourismus, Reinigung und Prostitution sowie dem »Sexgewerbe«<br />

allgemein sind überwiegend Frauen beschäftigt. Traditionelle Rollenmuster, welche<br />

die Frau der Reproduktionssphäre zuordnen oder sie in die Rolle der Mutter<br />

drängen, spiegeln sich demnach offenkundig auf dem Arbeitsmarkt wieder. Erziehung<br />

und Pflege, alles Bereiche, die der Reproduktion zugeordnet werden,<br />

sind immer noch fast ausschließlich in weiblichen Händen. Auch in Bereichen, in<br />

denen weiblich konnotierte »soft skills« gefragt sind, wie dem Dienstleistungssektor<br />

arbeiten immer mehr Frauen. Zu jenen »soft skills« gehören vor allem Kommunikationsfähigkeit,<br />

Empathie und Kollegialität. 12<br />

Der zentralste Faktor des unbereinigten Gender Pay Gaps ist und bleibt jedoch<br />

der Faktor der Familie und der Hausarbeit. Beide Bereiche werden größtenteils<br />

immer noch von Frauen übernommen. Bedingt und (negativ) gefördert wird dies<br />

auf struktureller Ebene. Steht doch die Zunahme weiblicher Erwerbstätigkeit<br />

bisher in überhaupt keinem Gleichgewicht zu einem Ausbau von öffentlichen<br />

Kita- und Pflegeplätzen. Eher das Gegenteil ist der Fall: Einerseits wurden Frauen<br />

zunehmend in den Arbeitsmarkt integriert, gleichzeitig wurde die gestiegene<br />

Nachfrage nach staatlichen Einrichtungen für Fremdbetreuung nicht ausreichend<br />

befriedigt. Sorge- und Pflegearbeit bleiben größtenteils »Privatsache«.<br />

Der Vorschlag der CDU, ein Betreuungsgeld einzuführen, muss in genau diesem<br />

Kontext gesehen werden. Obgleich es ab August <strong>2013</strong> einen Rechtsanspruch<br />

auf Kitaplätze geben soll, fehlten im November 2012 laut Statistischem<br />

Bundesamt bundesweit immer noch 220.000 Plätze für Kleinkinder. Das Ziel eines<br />

ausreichenden Betreuungsangebotes für insgesamt 780.000 Kinder unter drei<br />

Jahren scheint noch in weiter Ferne – auch bedingt durch zu wenig und/oder<br />

schlecht bezahltem Personal. Das geht vor allem zu Lasten der weiblichen Arbeiterklasse,<br />

die letztlich diese Lücke »im Privaten« füllt.<br />

Das zeigen die Zahlen zur Teilzeitarbeit in Deutschland. Arbeiteten 1999 ›nur‹<br />

37 Prozent der berufstätigen Frauen in Teilzeit, so waren es 2009 bereits 45 Prozent.<br />

Als Gründe hierfür werden in 55 Prozent der Fälle 13 die Betreuung von<br />

Kindern bzw. Pflegebedürftigen genannt bzw. andere familiäre oder persönliche<br />

Aufgaben. Zum Vergleich: Nur 9 Prozent der erwerbstätigen Männer arbeiteten<br />

2011 in Teilzeit und nur jeder elfte aus familiären Gründen. 2012 wurden<br />

11<br />

Bundesagentur für Arbeit: Der Arbeitsmarkt in Deutschland. Arbeitsmarktberichterstattung,<br />

Berlin <strong>2013</strong>.<br />

12<br />

Wichterich, Christa: Gleich. Gleicher. Ungleich. Paradoxien und Perspektiven von Frauenrechten<br />

in der Globalisierung, Sulzbach/Taunus 2009.<br />

13<br />

Webseite des Bundesamt für Statistik, unter: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Arbeitsmarkt/Aktuell.html;<br />

aufgerufen am 05.03.<strong>2013</strong>.

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