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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Globalisierungsmythen und die »New Economy« 151<br />

tischsten ausgefallen ist. Aber auch andernorts sind ähnliche Phänomene zu beobachten,<br />

für die ähnliche Erklärungen geboten wurden. Zunächst gehe ich auf<br />

die Argumente kapitalistischer Reorganisation und Verkleinerung der Betriebsgröße<br />

ein. Im nächsten Abschnitt behandele ich dann die angebliche Verwandlung<br />

der Arbeiterschaft als Folge neuer Technologien, die eine ganz neue Bandbreite<br />

an Qualifikationen mit sich bringen sollen.<br />

Als erstes wird der New Economy zugeschrieben, die Struktur von Unternehmen<br />

und Arbeitsabläufen verändert zu haben. Riesige »fordistische« Betriebe<br />

würden durch komplexe Netzwerke von Subunternehmen ersetzt. Die Behauptung<br />

einer Neuentstehung von Heimarbeit 63 mag weit hergeholt erscheinen, aber<br />

kleinere Produktionseinheiten waren schon immer schwerer gewerkschaftlich zu<br />

organisieren. 64 Es wird auch behauptet, Arbeitshierarchien würden abgebaut.<br />

Kleinere Kapitalisten würden auch ausbeuten, seien aber selbst Opfer der<br />

großen, und die Macht würde durch die Netzwerke diffundieren und so Klassenantagonismen<br />

überdecken. 65<br />

Es besteht offensichtlich die Gefahr, das Verhältnis zwischen Industriestrukturen<br />

und gewerkschaftlicher Organisierung zu mechanistisch zu interpretieren. Es<br />

bedurfte 38 Jahre manchmal blutiger Kämpfe, um die Gewerkschaft bei Ford zu<br />

etablieren, während viele riesige Betriebe in China heute effektiv keine freien Gewerkschaften<br />

kennen. Und umgekehrt beheimaten relative kleine Betriebseinheiten<br />

zuweilen gut organisierte und militante Belegschaften. Die Belegschaften britischer<br />

Gruben zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren durchschnittlich 300 Mann<br />

groß und am Vorabend des großen Bergarbeiterstreiks von 1984 waren es 900. 66<br />

Die Art und Weise, wie die Konzentration und Zentralisation von Kapital immer<br />

mehr Arbeiter zusammenbringt, wurde aber schon immer als wichtiger Teil des<br />

Prozesses betrachtet, durch den der Kapitalismus seine eigenen Totengräber<br />

schafft. Und wenn sie nicht mehr stattfinden, müsste das ernsthafte Konsequenzen<br />

haben.<br />

Konzentration und Zentralisation im Kapitalismus waren jedoch immer nur<br />

Tendenzen. Marx schrieb dagegen auch:<br />

Ergreift der manufakturmäßige Betrieb ein Gewerb, das bisher als Haupt- oder Nebengewerb<br />

mit andren zusammenhing und von demselben Produzenten ausgeführt<br />

wurde, so findet sofort Scheidung und gegenseitige Verselbständigung statt. Ergreift<br />

63<br />

Sabel, 1984.<br />

64<br />

Ackers, Smith und Smith, 1996.<br />

65<br />

Lash und Urry, 1987.<br />

66<br />

Benson, 1980; Berechnungen auch auf Grundlage von Callinicos und Simons, 1985, die von<br />

184,000 Arbeitern in 198 Gruben sprechen.

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