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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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264 Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit<br />

werkschaft selbst dabei in Misskredit gerät, und das würde letztlich nur den Kapitalisten<br />

nützen.<br />

Der Kampf gegen Entlassungen birgt aber auch ein großes politisches Potenzial,<br />

weil der Kapitalismus mit der schweren Krise 2009 erheblich an Akzeptanz<br />

verloren hat. Schon die Meldung von geplanten Entlassungen treibt den Aktienkurs<br />

eines Unternehmens in die Höhe, löst aber auf der anderen Seite eine wachsende<br />

Empörung aus. Das bietet die Chance für die Betroffenen, mit ihrem Widerstand<br />

die Öffentlichkeit zu mobilisieren und das Management unter politischen<br />

Druck zu setzen, weil es einen Imageschaden fürchten muss, der Kunden<br />

vertreibt und damit Geld kostet.<br />

Selbst wenn es nicht gelingt, eine Betriebsschließung zu verhindern, kann der<br />

Preis für den Eigentümer zugunsten der Betroffenen in die Höhe getrieben werden.<br />

Die Qualität eines Sozialplans mit oder ohne Transfergesellschaft hängt ausschließlich<br />

davon ab, wie groß der Druck ist, der ausgeübt wird. Das eigene<br />

Selbstwertgefühl und gewerkschaftliche Bewusstsein gewinnt durch einen<br />

Kampf in jedem Fall. In der oben erwähnten Studie zum Kampf gegen Betriebsschließungen<br />

heißt es in der Zusammenfassung:<br />

Politische Sprengkraft und eine wirkungsvolle Stärkung von Arbeitnehmerpositionen<br />

entstehen dann, wenn beide Seiten zusammenkommen: wenn Widerstand und Mobilisierung<br />

eine inhaltliche Perspektive erhalten und wenn alternative Produkt- und<br />

Produktionskonzepte nicht nur das Argument der ökonomischen Vernunft für sich,<br />

sondern auch eine kampfbereite Belegschaft und aufmerksame Öffentlichkeit hinter<br />

sich haben. 47<br />

Ob alternative Produkt- und Produktionskonzepte wirklich eine Perspektive<br />

sind, darf bezweifelt werden, solange die Spielregeln der kapitalistischen Konkurrenz<br />

weiter herrschen. Aber das Zusammenspiel vom Kampf einer Belegschaft<br />

und inhaltlicher Perspektive ist ein sehr wichtiger Hinweis, denn das kann<br />

auch eine Arbeitszeitverkürzung oder etwas anderes sein, wie die Forderung nach<br />

Vergesellschaftung. Diese gehörte sogar einmal zum Forderungskatalog des<br />

DGB.<br />

Die französische Regierung unter Präsident François Hollande hat angekündigt,<br />

ein Gesetz zum Verbot von Werksschließungen zu erlassen, solange das<br />

Unternehmen Gewinne macht. Dieser Plan geht auf ein Wahlversprechen zurück,<br />

an das er im Zusammenhang mit massiven Entlassungen von den Beschäftigten<br />

mit Nachdruck erinnert wurde. Das ist ein sehr weitgehender Eingriff in<br />

die Verfügungsgewalt eines Eigentümers, der zeigt, wie groß die Schritte sein<br />

können, zu denen eine Regierung sich gezwungen sieht, wenn der politische<br />

Druck von unten groß genug ist.<br />

47<br />

Ebenda, S. 59.

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