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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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290 Die Klassenkämpfe in Europa<br />

werkschaftsmitglieder, vor allem junge Leute und Angestellte im öffentlichen<br />

Dienst, sich individuell beteiligten und den Einfluss der Bewegung zurück in ihre<br />

Betriebe trugen. Trotz dieser Distanz gegenüber den Gewerkschaften übte das<br />

Ausmaß der Straßenbewegung, bei der verstärkt die Forderung nach einem Generalstreik<br />

»ohne die Gewerkschaften« erhoben wurde, Druck auf die offizielle<br />

Gewerkschaftsbewegung aus.<br />

Die Bewegung auf der Straße hat sich noch nicht in einen allgemeinen Aufschwung<br />

betrieblicher Kämpfe übersetzt, denn sie ist noch nicht in der Lage,<br />

sich über die Kontrolle der Gewerkschaften, die Auswirkungen der rasant steigenden<br />

Arbeitslosigkeit (die gegenwärtig bei einem Viertel der arbeitsfähigen Bevölkerung<br />

liegt), die Reformen des Arbeitsrechts, die es weit einfacher und billiger<br />

machen, Leute zu entlassen, und die Demoralisierung infolge der Niederlage<br />

der sozialistischen Regierung bei den Wahlen vom Dezember 2011 hinwegzusetzen.<br />

Aber kleine, politisch radikalere Gewerkschaften gewinnen Mitglieder, und<br />

die Lehrerinnen und Lehrer in Madrid haben Organisierungsversammlungen<br />

veranstaltet, die in mancher Hinsicht nach dem Vorbild der Indignados-Bewegung<br />

abgehalten wurden. Kämpfe gibt es auch in Teilen des öffentlichen Dienstes<br />

wie dem Bildungs- und Gesundheitswesen. In diesen Bereichen helfen heute<br />

informelle Netzwerke, die als Mareas (Gezeiten) bekannt sind, bei der Organisierung<br />

des Protests. Und der zweimonatige Streik der Bergarbeiter in Asturien im<br />

Sommer 2012 bildete eine besonders wichtige Ausnahme von dem allgemeinen<br />

Abschwung der Streikbewegung in der Industrie. Hier sind die sozialen Bewegungen<br />

und die Gewerkschaften tatsächlich zusammengekommen und organisierten<br />

Massendemonstrationen mit mehreren hunderttausend Menschen, mit<br />

denen sie die Bergarbeiter im Sommer letzten Jahres nach ihrem 400 Kilometer<br />

langen Marsch in Madrid empfingen. Trotz der Stimmung auf der Straße verweigerten<br />

die Führungen von UGT und CCOO die notwendige Solidarisierung, es<br />

kam zu keiner Ausweitung des Arbeitskampfs und der Streik endete mit einer<br />

Niederlage.<br />

Einzelaktionen auf hohem Niveau hat es weiterhin gegeben, so die Generalstreiks<br />

im März und erneut im November 2012, an dem sich mehr als acht Millionen<br />

Arbeiterinnen und Arbeiter beteiligten, weil die großen Gewerkschaften<br />

sich genötigt sahen, auf den Druck der Straße und Betriebe sowie auf das schiere<br />

Ausmaß der von der Regierung beschlossenen Kürzungsmaßnahmen zu reagieren.<br />

Auch diese Aktionen wurden von den Bewegungen massiv unterstützt,<br />

und in einigen Fällen gab es Versuche der Selbstorganisation mit kämpferischeren<br />

Streikposten. Addiert man diese Streiks zu den offiziellen Zahlen, lässt sich<br />

ein deutlicher Anstieg an betrieblichen Kämpfen erkennen. Aber den Aktionen<br />

von 2012 sind Grenzen gesetzt: In den sieben Monaten zwischen den Generalstreiks,<br />

in denen die Gewerkschaftsführungen kaum oder gar keine Richtung

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