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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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310 Portugal: Von der Mobilisierung zum Widerstand<br />

Demonstration am 15. September 2012 auf. Der Zeitpunkt wurde gewählt, weil<br />

er zusammenfiel mit dem Beginn des neuen politischen Jahres und den damit<br />

einhergehenden Debatten über den Staatshaushalt <strong>2013</strong>. Die Aktivisten wussten<br />

auch, dass das neue Schuljahr neuen Unmut mit sich bringen würde, da tausende<br />

Lehrerinnen und Lehrer wegen der Kürzungen im Bildungsbereich keine Jobs<br />

hatten. Es wurde in erster Linie über Facebook mobilisiert, und auch diesmal<br />

stand die Demonstration im Mittelpunkt des medialen Interesses.<br />

Premierminister Pedro Passos Coelho und Finanzminister Vitor Gaspar verkündeten<br />

die für <strong>2013</strong> geplanten Kürzungsmaßnahmen am 7. September. Neben<br />

weiteren Lohn- und Rentenkürzungen sah die Haushaltsplanung die Abschaffung<br />

des Urlaubsgelds für den Öffentlichen Dienst sowie eine massive Erhöhung<br />

der Sozialabgaben vor. Konkret bedeutete das Maßnahmepaket den Verzicht auf<br />

einen ganzen Monatslohn zugunsten der Bosse, eine weitere Senkung der Inlandsnachfrage<br />

und die Bestrafung der ärmsten Teile der Gesellschaft.<br />

Diese Maßnahmen spornten eine Welle des Widerstands an. Der Demonstrationsaufruf<br />

verbreitete sich über Facebook und in den Medien mit rasanter Geschwindigkeit.<br />

Das informelle Netzwerk der Demonstrationsaufrufer kontaktierte<br />

auch die Gewerkschaften, erhielt von ihnen aber keine Antwort. Aber trotz<br />

der Weigerung der Gewerkschaftsbürokratie, die Demonstration aktiv zu unterstützen<br />

(der Gewerkschaftsvorsitzende erklärte am 14. September immerhin, er<br />

würde selbst als Privatperson an ihr teilnehmen), beteiligten sich die Mitglieder<br />

und Aktivisten an der Basis zahlreich.<br />

»Scheiß auf die Troika – wir wollen unser Leben zurück«, war das Motto der<br />

Demonstration am 15. September. Es war das größte politische Ereignis seit der<br />

Revolution von 1974. Etwa eine Million Menschen in 40 Städten gingen auf die<br />

Straße (hinzu kamen Solidaritätsdemonstrationen in Brasilien und Europa). Auf<br />

der Abschlusskundgebung riefen die Organisatoren zu einem alle Lebensbereiche<br />

umfassenden Streik auf.<br />

Die Ankündigung der Erhöhung der Sozialabgaben rief allgemeine Empörung<br />

hervor. Es fand sich keiner, der sie öffentlich verteidigt hätte, nicht einmal Mitglieder<br />

des Troika-Komitees. Das Verfassungsgericht Portugals erklärte die Maßnahmen<br />

derweil für verfassungswidrig. Die Regierung sah sich genötigt, beide<br />

Maßnahmen zurückzuziehen. Stattdessen ließ sie verlauten, sie würde bald Alternativmaßnahmen<br />

verkünden.<br />

Währenddessen beschloss die CGTP, für den 29. September zu einer Demonstration<br />

aufzurufen. 200.000 Menschen folgten dem Aufruf in Lissabon. Der Generalsekretär<br />

der CGTP erklärte in seiner Rede, dem populären Ruf nach einem<br />

Generalstreik folgen zu wollen, ohne allerdings ein Datum zu nennen.<br />

Während einer Fernsehansprache am 3. Oktober verkündete der Finanzminister<br />

neue Maßnahmen. Nachdem er die beiden wichtigsten Vorhaben – die Erhö-

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