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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Gewerkschaften bei Marx und Engels 105<br />

Marx griff Engels’ Beitrag auf und begann in seinen ersten Studien über<br />

Lohnarbeit und Kapital die Herausbildung von Gewerkschaften als eine ökonomische<br />

Notwendigkeit im Kapitalismus zu beschreiben. Der Klassengegensatz<br />

von Kapital und Arbeit beruhe darauf, dass Lohn und Profit in einem antagonistischen<br />

Verhältnis zueinander stehen. Aus dem Kampf um die Erhöhung oder<br />

Verminderung des Lohnes folgt unweigerlich die Bewegung zur Bildung von Arbeiterassoziationen,<br />

damals auch Koalitionen genannt.<br />

Der Kapitalismus erzeugt fortwährende Konkurrenz unter den Arbeitern, aber<br />

die Notwendigkeit zur Aufrechterhaltung des Arbeitslohns drängt die Arbeiter<br />

im Gegenzug zur Einheit gegenüber den Unternehmern: »Die Großindustrie<br />

bringt eine Menge einander unbekannter Leute an einem Ort zusammen. Die<br />

Konkurrenz spaltet sie in ihre Interessen; aber die Aufrechterhaltung des Lohnes,<br />

dieses gemeinsame Interesse gegenüber ihrem Meister, vereinigt sie in einem gemeinsamen<br />

Gedanken des Widerstandes – Koalition. So hat die Koalition stets<br />

einen doppelten Zweck, den, die Konkurrenz der Arbeiter unter sich aufzuheben,<br />

um den Kapitalisten allgemeine Konkurrenz machen zu können.« 5<br />

Das heißt: Die Arbeiterklasse ist - anders als die Ausgebeuteten früherer Jahrhunderte<br />

- nicht nur zu kollektiver Aktion fähig. Sie ist sogar gezwungen, kollektiv<br />

zu agieren, will sie ihre materiellen Interessen verteidigen. Ihre Abwehrkämpfe<br />

tragen den Keim einer solidarischen Gesellschaft in sich. Diese Einsicht elektrisierte<br />

die jungen Revolutionäre Engels und Marx.<br />

Gegenüber jenen, die das Kleinklein von Kämpfen um die Lohnhöhe in Frage<br />

stellten, argumentierten sie: Wenn die Arbeiter einer Fabrik oder einer Branche<br />

nicht in der Lage sind, zu einem gemeinsamen Vorgehen um ihre unmittelbaren<br />

Interessen zu kommen, wie sollte dann der Kapitalismus als Ganzes revolutioniert<br />

werden können? Solidarität fällt weder vom Himmel, noch entsteigt sie den<br />

Büchern von Gelehrten. Kollektive Solidarität als Gegenprinzip zum individuellen<br />

Egoismus muss aufgebaut werden. Die Organisierung in der Gewerkschaft<br />

ist Ausdruck dieses elementaren Impulses. Sie ist der erste Schritt, um sich als<br />

Klasse zu finden.<br />

1847 veröffentlichte Marx Das Elend der Philosophie, eine Polemik gegen Proudhon,<br />

einen Begründer des Anarchismus. Proudhon lehnte Klassenkampf und<br />

Gewerkschaften als irrelevant ab. Marx begrüßte dagegen die Bildung von Koalitionen,<br />

das heißt Gewerkschaften, als Voraussetzung zur Überwindung der Zersplitterung<br />

der Arbeiterklasse: »Die ersten Versuche der Arbeiter, sich untereinander<br />

zu assoziieren, nehmen stets die Form von Koalitionen an.« 6<br />

Aus dem Kampf um Löhne wird rasch ein politischer Konflikt, da er die Frage<br />

nach Organisationsfreiheit aufwirft: »Wenn der erste Zweck des Widerstands nur<br />

5<br />

Marx, »Das Elend der Philosophie«, MEW, Bd. 4, S. 180.<br />

6<br />

Marx, MEW, Bd. 4, S. 180.

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