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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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306 Portugal: Von der Mobilisierung zum Widerstand<br />

Precários Inflexíveis (die unflexiblen Prekären) in Lissabon, und Ferve – Fartos<br />

d’Estes Recibos Verdes (Wir haben diese grünen Belege satt) in Porto. Diesen<br />

beiden Gruppierungen ist es gelungen, die Frage der Prekarität über das ganze<br />

Jahr auf der politischen Agenda zu halten (während die EuroMayDay-Netzwerke<br />

nur in den Monaten vor dem 1. Mai in Aktion treten), sie haben eine wichtige öffentlichkeitswirksame<br />

Plattform gebildet, die auch in den Medien sehr präsent<br />

ist, und sie haben eigene Kampagnen initiiert. Die Tatsache jedoch, dass wir<br />

ständig außerhalb der Betriebe aktiv waren, erschwerte es uns außerordentlich,<br />

die Arbeiterinnen und Arbeiter mit ihren Alltagsproblemen anzusprechen. Es<br />

fehlte uns überhaupt an den notwendigen Ressourcen, Kämpfe vor Ort, geschweige<br />

denn Streiks, zu organisieren. Der Kern dieser Organisationen setzt<br />

sich aus den engagiertesten Aktivisten zusammen, die allerdings kein soziales<br />

Umfeld für ihre Interventionen haben, sodass organisatorisches Wachstum,<br />

wenn überhaupt, dann nur extrem langsam verläuft. Wir haben keinen Einfluss<br />

in den Betrieben und bekommen daher aus ihnen keine Rückmeldungen, die<br />

aber für eine Arbeiterorganisation lebensnotwendig sind. Dennoch waren diese<br />

Organisationskerne ständig präsent bei der Gestaltung und Mobilisierung zu den<br />

wichtigsten Protesten der letzten beiden Jahre in Portugal.<br />

Die »verzweifelte Generation«<br />

Seit dem 12. März 2011 hat es mehrere Protesthöhepunkte gegeben, die Erwähnung<br />

verdienen. Die Demonstration der »verzweifelten Generation« am 12. März<br />

2011, die »wirkliche Demokratie jetzt«-Demonstration am 15. Oktober 2011 und<br />

die beiden »Scheiß auf die Troika«-Demonstrationen am 15. September 2012<br />

und am 2. März <strong>2013</strong>.<br />

Eine portugiesische Folkgruppe hatte im Januar 2011 ein Lied herausgebracht<br />

mit dem Titel: »Parva Que Sou« (wie dumm ich bin), das die grassierende Prekarität<br />

und den Mangel an Perspektiven für die Jugend anprangerte. Das Lied überschwemmte<br />

das Internet und inspirierte eine Gruppe von vier Jugendlichen, über<br />

Facebook zu einer Demonstration am 12. März aufzurufen. Fast eine halbe Million<br />

Menschen in vielen Städten gingen auf die Straße, es war eine der größten<br />

Demonstrationen seit der portugiesischen Revolution von 1974/75.<br />

Der Demonstrationsaufruf hatte die unerträgliche Situation einer Generation<br />

ohne Zukunft zum Fokus gemacht. Weil er aber sehr allgemein formuliert war,<br />

versuchten neoliberale Kräfte ihn zu vereinnahmen. Die verantwortlichen Organisatoren<br />

ersuchten daraufhin die Initiativen gegen das Prekariat, die LGBT und<br />

andere Bewegungen um Hilfe, die diese bereitwillig leisteten, ohne die Autonomie<br />

der neuen Bewegung infrage zu stellen. So konnten sie einer Vereinnahmung<br />

durch die Rechte zuvorkommen, auch dem Versuch, das Problem als Generatio-

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