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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit 251<br />

schaftlicher Mitarbeiter der sozialdemokratischen Friedrich-Ebert-Stiftung, fasste<br />

das Ergebnis später so zusammen:<br />

Dies […] entsprach sicherlich nur entfernt dem von der IG Metall angestrebten Ziel<br />

eines Einstieges in die 35-Stunden-Woche. Das spiegelt sich auch in der relativ verbreiteten<br />

Unzufriedenheit der betroffenen Arbeitnehmer mit dem Verhandlungsergebnis:<br />

In der zweiten Urabstimmung vom 8. Bis 10. Januar 1979 stimmten 54,4<br />

Prozent dem Ergebnis zu, immerhin 45,0 Prozent lehnten es jedoch ab. 20<br />

Wie negativ dieses Ergebnisses an der Basis beurteilt wurde, lässt sich vor allem<br />

an der harten Kritik vieler Vertrauensleute ablesen, die im Streik eine zentrale<br />

Rolle gespielt hatten. Ihnen war bis Anfang der 1970er Jahre von Betriebsräten<br />

und Gewerkschaften die Rolle zugeschrieben worden, ihre Beschlüsse gegenüber<br />

der Belegschaft zu vertreten. Während der spontanen Streiks wurde ihnen vor<br />

Augen geführt, wie undankbar diese Aufgabe war. Wenn sie die Ergebnisse der<br />

verfehlten gewerkschaftlichen Tarifpolitik auf ihre Kappe nahmen, dann wurden<br />

sie von den eigenen Kollegen kritisiert. Stellten sie sich aber an die Spitze der<br />

Kritiker, dann bekamen sie Druck von der eigenen Gewerkschaft. Die Schlussfolgerung<br />

des klassenbewusstesten Teils der Vertrauensleute war, dass sie zukünftig<br />

viel stärker in die gewerkschaftliche Meinungsbildung eingebunden werden<br />

wollten.<br />

Wie hart die Auseinandersetzungen zwischen Vertrauensleuten auf der einen<br />

und Gewerkschaftssekretären und Betriebsräten auf der anderen Seite schon Anfang<br />

der 1970er Jahre geführt wurde, geht aus einer vertraulichen Gesprächsnotiz<br />

eines Treffens von IG-Metall-Arbeitsdirektoren der Stahlindustrie hervor, die<br />

1971 den Delegierten auf dem Gewerkschaftstag zugespielt wurde. In ihr heißt<br />

es:<br />

Die Vertrauensleute spielten sich als die Kontrolleure des Betriebsrates auf. Das war<br />

Honecker-Politik. Im Rheinstahlbereich kennen wir diese Vertrauensleute alle. Heute<br />

bringt jeder Tag neue Konflikte, und wir fragen uns, warum das eigentlich so sein<br />

muss. 21<br />

Es ist nicht verwunderlich, dass auch die Presse in den Vertrauensleuten einen<br />

Störfaktor sah, der den Handlungsspielraum der hauptamtlichen Gewerkschaftsvertreter<br />

und der Betriebsräte einzuschränken drohte. So erinnerte »DER SPIE-<br />

GEL« 1979 nach den Stahlarbeiterstreiks an die Auseinandersetzung auf der Vertrauensleute-Konferenz<br />

der IG Metall 1976:<br />

Auf der alle drei Jahre stattfindenden Vertrauensleute-Konferenz der IG Metall 1976<br />

in Nürnberg klagten viele der Gewerkschaftshelfer (gemeint waren die Vertrauens-<br />

20<br />

Michael Schneider, »Kleine Geschichte der Gewerkschaften«, Bonn 1989, S. 385.<br />

21<br />

Veröffentlicht von: EXPRESS international, Reihe Betrieb und Gewerkschaft, Offenbach 1972, S.<br />

48.

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