MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

168 Streiks in Deutschland – ein neuer Aufschwung?
Die IG Metall hat angekündigt, dass sie konfliktorientierter sein will. Spiegelt
sich das im Streikgeschehen wider?
Nicht unbedingt, denn Konfliktorientierung heißt ja nicht alleine, Arbeitskämpfe
zu führen. Darunter wird auch verstanden, betriebliche Auseinandersetzungen
z. B. über Abweichungen von Tarifverträgen aktiver zu führen. Das will
die IG Metall jetzt nicht mehr ohne Diskussion akzeptieren, sondern hier sollen
die Mitglieder einbezogen werden und die Abweichung soll als Konflikt thematisiert
werden. Kommt es hierbei im Übrigen zu kürzeren Arbeitsniederlegungen,
Protestversammlungen etc., sei es in Form von kollektiven Besuchen beim Betriebsrat
oder den klassischen Versammlungen auf dem Hof, wird dies aber in aller
Regel in keiner Konfliktstatistik auftauchen.
Der klassische Konflikt, bei dem sich für die IG Metall, wie für andere Gewerkschaften
auch, die Streikfrage ganz massiv stellt, ist die offene Tarifflucht
oder die Ankündigung von Massenentlassungen. Allerdings wird auch hier versucht,
den Streik möglichst erst am Ende einzusetzen. Bei Schließungsdrohungen
muss zudem abgewogen werden, wie die Gegenseite am stärksten getroffen werden
kann. Dass muss nicht unbedingt der Streik sein.
Kann man denn sagen, dass sich die neuen Streiks qualitativ verändern?
Auf jeden Fall haben sich die Beschäftigtengruppen verändert, die im Streik
stehen. Die Verlagerung des Streikgeschehens in den Dienstleistungsbereich geht
damit einher, dass zum einen Berufsgruppen, die in der Vergangenheit eher streikabstinent
waren, nun aktiv geworden sind. Dies gilt ganz klassisch für PilotIn-