MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013
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Globalisierungsmythen und die »New Economy« 157<br />
tung den Gewerkschaften gegenüber unter weiblichen Arbeitern und Arbeitern<br />
aus ethnischen Minderheiten verglichen mit weißen Arbeitern berichten. 91 Es bestehen<br />
nach wie vor große Differenzen in Bezug auf Gender- und ethnische Differenzen,<br />
und allerlei praktische und organisatorische Hürden behindern eine gewerkschaftliche<br />
Organisierung und die Durchsetzung gleicher Löhne. Aber die<br />
Vorstellung, dass ihr unterschiedliches Arbeits- oder Humankapital eine Organisierung<br />
hinfällig mache, ist Unsinn. Es ist die Schwächung der Gewerkschaftsorganisation,<br />
die für einen Großteil der zunehmenden Lohnpolarisierung verantwortlich<br />
ist. 92<br />
Viele Produktionsprozesse haben sich erheblich gewandelt, aber man sollte<br />
vorsichtig sein, hier einen Zusammenhang mit der Desorganisation auf Seiten<br />
der Arbeiterbewegung zu sehen. Beim Abkupfern der in Japan, in erster Linie bei<br />
Toyota (nach schweren gewerkschaftlichen Niederlagen in den späten 1940er<br />
und frühen 1950er Jahren) eingeführten arbeitsorganisatorischen Maßnahmen,<br />
fand der Gedanke des Teamworkings Einzug in viele westliche Industriezweigen.<br />
Anstelle einer rigiden Trennung von Arbeitsabläufen, die für fordistische Fließbänder<br />
typisch ist, übernahmen Arbeitsgruppen die Verantwortung für eine größere<br />
Anzahl von Arbeitsschritten. In Japan ging dies auch einher mit »lebenslanger«<br />
Anstellung und relativ sicheren Arbeitsplätzen zumindest für die Kernbelegschaft<br />
vorwiegend männlicher Arbeiter etwa bis zu ihrem 50. Lebensjahr. Unternehmen<br />
investierten angeblich mehr in die Qualifizierung ihrer Arbeiter, und die<br />
fanden größere Befriedigung in ihrer Arbeit. Systeme »fortwährender Verbesserung«<br />
evaluierten den Input von Arbeitern im Produktionsprozess, der selbst auf<br />
eine tatsächlich vorhandene Nachfrage ausgerichtet war, anstatt Waren unbesehen<br />
über das Fließband zu jagen. 93<br />
Dort, wo solche Systeme eingeführt wurden, mag es ein gewisses Maß an Requalifizierung<br />
gegeben haben. Es gibt aber nur wenig Anzeichen dafür, dass dies<br />
zu einer systematisch weniger entfremdeten Arbeitsumgebung beigetragen hätte.<br />
Es war nur ein Mittel unter vielen, die Menschen noch härter arbeiten zu lassen.<br />
Während gerade die Starrheit des Fließbands Momente der Untätigkeit zuließ, da<br />
sich nicht alle Arbeitsschritte zeitlich genau auf die übrigen anpassen lassen, bedeutete<br />
die gewonnene Flexibilität der Gruppenarbeit, solche Lücken füllen zu<br />
müssen. Es gab immer etwas zu tun. 94 Teamwork bringt es auch mit sich, dass es<br />
immer jemanden gibt, der einspringen konnte, wenn jemand krank war oder Pause<br />
machte. Das Ergebnis war das bekannte »Management durch Stress«. 95<br />
91<br />
Bronfenbrenner, 2003.<br />
92<br />
Mishel, Bernstein und Allegretto, 2007, S. 7.<br />
93<br />
Womack, Jones und Roos, 1990.<br />
94<br />
Smith, 2000.<br />
95<br />
Parker und Slaughter, 1988.