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MARXISMUS & GEWERKSCHAFTEN - MARX IS MUSS 2013

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248 Der Kampf gegen Arbeitslosigkeit<br />

Die Streikbewegungen von 1969 und 1973 hatten den unteren und mittleren<br />

Hierarchieebenen in der IG Metall die Erfahrung vermittelt, dass es unter bestimmten<br />

Umständen wichtig ist, selbst zu handeln, wenn man nicht zwischen<br />

Führung und unzufriedener Basis aufgerieben werden will. Die bis dahin gehandelte<br />

Vielfalt an Lösungsvorschlägen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit reichte<br />

ihnen deswegen nicht mehr aus. Die Beliebigkeit gab keine Orientierung, das<br />

sollte sich nach den Vorstellungen vor allem vieler Vertrauensleute endlich ändern,<br />

um wieder handlungsfähig zu werden.<br />

Ihren ersten Niederschlag fand die Debatte innerhalb der IG Metall auf dem Gewerkschaftstag<br />

1977. Wie es im Protokoll des Gewerkschaftstages heißt, forderten<br />

45 Verwaltungsstellen mit insgesamt über einer Million Mitglieder (die damit knapp<br />

die Hälfte der IG Metall-Mitglieder repräsentierten) in den zum Gewerkschaftstag<br />

vorliegenden Anträgen die Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit, 29 Verwaltungsstellen<br />

gaben dabei als Zielsetzung eine Wochenarbeitszeit von 30 bis 35 Stunden<br />

an. […]<br />

In einem Pressegespräch unmittelbar vor Beginn des Gewerkschaftstages machte<br />

der damalige 1. Vorsitzende Loderer deutlich, »dass die IG Metallspitze die in einigen<br />

der insgesamt 1.080 Anträgen zum Gewerkschaftstag erhobene Forderung nach<br />

Einführung einer 35-Stunden-Woche mit der Konsequenz der Vermehrung der Arbeitsplätze<br />

ablehne. 17<br />

Die Forderung nach der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich war von<br />

Anfang an in der IG Metall und in den übrigen DGB-Gewerkschaften umstritten.<br />

Für die Gewerkschaftsführung war die Forderung nach der 35-Stunden-Woche<br />

weniger ein konkretes Kampfziel, sondern vielmehr ein konzeptioneller Ansatz,<br />

um verlorene Verhandlungsspielräume zurückzugewinnen.<br />

Die Entscheidung auf dem 12. Gewerkschaftstag der IG Metall im September<br />

1977, die Forderung nach der 35-Stunden-Woche in den tarifpolitischen Zielkatalog<br />

aufzunehmen, ohne ihr gleichzeitig eine Priorität einzuräumen, viel mit 275<br />

Ja-Stimmen bei 261 Nein-Stimmen denkbar knapp aus. Der Vorstand hatte sich<br />

damit zunächst durchgesetzt, konnte aber nicht verhindern, dass die große Tarifkommission<br />

der Stahlindustrie nach Auslaufen des Manteltarifvertrages bereits<br />

ein Jahr später doch einstimmig die Forderung erhob:<br />

Verkürzung der tariflichen wöchentlichen Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich mit<br />

dem Ziel der 35-Stunden-Woche – auch durch Freizeitausgleich.<br />

17<br />

Reinhard Bahnmüller, »Der Streik – Tarifkonflikt um Arbeitszeitverkürzung in der Metallindustrie<br />

1984«, Hamburg 1985, S. 38.

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